Redebeitrag zur Demo am 4.März | zum FLT*-Kampftag

In den öffentlichen Berichten und Debatten um Geflüchtete geht es meistens um junge Männer. Geflüchtete Frauen tauchen nur selten auf. Damit einhergehend finden besondere Bedürfnisse von Frauen kaum Beachtung. Es kommen jedoch auch Familien, allein reisende Frauen mit und ohne Kinder oder auch unbegleitete minderjährige Mädchen, Frauen und Trans*-Menschen nach Europa.
Auch in der Frage der Unterbringung von Geflüchteten wird diese Problematik deutlich. Vor zwei Jahren gab es in Göttingen zunächst noch keine speziellen Unterkünfte oder Schutzräume für Frauen und Trans*.

Die Unterbringung in Sammelunterkünften ist grundsätzlich abzulehnen und bedeutet ein Leben unter menschenunwürdigen Bedingungen!

Es ist kaum vorstellbar, was ein Leben in diesen Räumen bedeutet: Umgeben von meist männlicher Security, keine Privatsphäre und fehlende Sensibilität für spezifische Sozialisationserfahrungen von Frauen, insbesondere mit traumatischen Erfahrungen. Noch weniger beachtet werden die Bedürfnisse von Trans*-Menschen, die im öffentlichen Diskurs völlig unsichtbar sind und die ebenfalls oft in besonderem Maße traumatische Erfahrungen gemacht haben und von Gewalt bedroht sind.

Wir fordern eine Unterbringung, die den spezifischen Bedürfnissen von Frauen und Trans* gerecht wird!

Die Einrichtung einer Unterkunft für alleinreisende Frauen im Weißen Haus im Jahr 2016 könnte zunächst als ein erster Schritt in die richtige Richtung gedeutet werden. Die Geschichte der Unterkunft, die bereits nach einem halben Jahr wieder geschlossen wurde, zeigt jedoch etwas anderes: Besondere Bedürfnisse von Frauen werden nur dann betont, wenn sie für andere Zwecke instrumentalisiert werden können. Die Einrichtung der Frauenunterkunft diente als Argumentationshilfe dafür, die vorherigen, männlichen Bewohner in die Siekhöhe „umzusiedeln“, die isoliert am Stadtrand liegt.
Und auch die Hoffnungen, die mit dem Weißen Haus als Frauenunterkunft einhergingen, entpuppten sich als Illusion. Fehlende Betreuung, soziale Isolation durch einschränkende Besuchsregelungen und erschwerte Kontaktaufnahme, fast ausschließlich männliche Security, nicht abschließbare Toiletten und fehlende Duschvorhänge – unter solchen Bedingungen sollte niemand leben. Spezifische Bedürfnisse von Frauen wurden nicht berücksichtigt.

Wir fordern
die Schließung aller Sammelunterkünfte!
selbstorganisierten Wohnraum wie er hier in der OM10 verwirklicht wird!
Schutzräume für Frauen und Trans*!