Spreadshirt: Antisemitische T-Shirts, Neonazi in der IT

Wegen antisemitischer T-Shirt-Motive steht das Leipziger Unternehmen sprd.net derzeit in der Kritik. Dessen Plattform “Spreadshirt” ermöglicht es Menschen, einen eigenen Shop zu eröffnen und Kleidungsmotive hochzuladen. Um den Druck – etwa auf T-Shirts oder Mützen – und den Versand kümmert sich Spreadshirt.

Twitter-User machten publik, dass zahlreiche antisemitische Motive verfügbar waren, die erst nach expliziten Hinweisen entfernt wurden. Darunter waren Aufdrucke mit Bezug auf die Corona-Krise, etwa ein gelber Davidstern mit der Inschrift “nicht geimpft” – ein mehr als geschmackloser Versuch von Impfgegnern, die eingebildete Verschwörung gegen sie mit dem Holocaust zu vergleichen. Aber auch Sprüche wie “Jude in meinem Aschenbecher” waren bei Spreadshirt zu finden.

Nachdem Spreadshirt darauf aufmerksam gemacht wurde, sperrte die Firma offenbar jeweils nur das Produkt, nicht den Händler. Auch nach ähnlichen Motiven wurde anscheinend nicht gesucht. In einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung, die das Motiv mit dem gelben Davidstern verharmlosend als “impfkritisch” anteasert, erklärt eine Sprecherin von Spreadshirt: “Wir prüfen alle Designs mit unterschiedlichen Filtern, technischen und menschlichen”, wobei hochgeladene Motive “zunächst nur automatisiert gefiltert” werden. In uneindeutigen Fällen entscheide das “Content Review Council”. Angesichts der Aussage, dass dieser firmeneigene Ethikrat derzeit über Motive der antisemitischen “QAnon”-Verschwörungsideologie abstimmen muss, sind die “Community-Richtlinien” von Spreadshirt offenbar lückenhaft.

Hinter den Kulissen hat die Firma ein weiteres Problem. Bei Spreadshirt arbeitet nach eigenen Angaben der Leipziger Neonazi Jerome Döring seit 2017 als Softwareentwickler. Jerome Döring und seine Ehefrau Moriia Döring sind in der deutschen und internationalen Neonazi-Szene vernetzt.

Jerome Döring besuchte etwa das Neonazi-Festival “Rock gegen Überfremdung 2” am 15. Juli 2017 in Themar (Thüringen) und die Neonazi-Veranstaltung “Jugend im Sturm” am 7. Juli 2018. Ein Foto zeigt ihn im Gespräch mit Olena Semenyaka und dem Neonazi-Musiker und verurteilten Mörder Hendrik Möbus. Olena Semenyaka ist Kontaktperson für Auslandsangelegenheiten des Regiment Asow, einer bewaffneten Miliz aus Neonazis, die im Ukraine-Konflikt kämpft. Das Logo der Miliz erinnert an das Abzeichen der SS.

Olena Semenyaka, Hendrik Möbius und Jerome Döring bei der Naziveranstaltung “Jugend im Sturm” der Neonazi-Partei “Der III. Weg” am 7. Juli 2018 in Kirchheim (Thüringen). Foto: Pixelarchiv

Semenyaka ist gern gesehener Gast bei sächsischen Neonazis, wo sie mehrfach in Begleitung von Moriia Döring war. Wie Semenyaka stammt auch Moriia Döring, die vor ihrer Hochzeit Moriia Savina hieß, aus der Ukraine. Als Semenyaka am 12. Mai 2018 beim “Europakongress” der NPD-Jugendorganisation “JN” in Riesa als Rednerin auftrat, waren auch Jerome und Moriia Döring unter den Teilnehmern. Sie trafen dort zusammen mit Nils Budig ein, dem Inhaber des neonazistischen Musiklabels “Wewelsburg Records”. Diese Verbindung in die Rechtsrock-Szene passt ins Bild, ist Jerome Döring doch auch mit der Leipziger Neonazi-Band “Thematik 25” befreundet.

Jerome Döring, Moriia Döring und Nils Budig beim “Europakongress” der “Jungen Nationalisten” am 12. Mai 2018 in Riesa (Sachsen). Foto: Recherche Nord

Zuletzt nahmen Jerome und Moriia Döring am 8. Februar 2020 am die Wehrmacht verherrlichenden “Ausbruch-Marsch” in Budapest teil.

Ob der studierte Informatiker Jerome Döring bei Spreadshirt Zugriff auf Kundendaten hat, wissen wir nicht. Mit seinen Kenntnissen im Bereich des maschinellen Lernens und der künstlichen Intelligenz könnte er hingegen durchaus mitverantwortlich sein für den automatischen Filter, der immer wieder antisemitische Motive durchlässt.


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