1. Mai in Plauen:
Nazimarsch mit britischer Unterstützung

Britische Freunde der deutschen Neonazipartei Der III. Weg: die Gruppe National Action.

Anhänger der gewaltbereiten britischen Neonazigruppierung National Action wollen sich an einem extrem rechten Aufmarsch zum 1. Mai im sächsischen Plauen beteiligen. Die geplante Demonstration in der vogtländischen Kreisstadt steht unter dem Motto „Kapitalismus zerschlagen – für einen Deutschen Sozialismus“ und geht auf die Partei Der III. Weg zurück. Auf ihrer Webseite heißt es, am sogenannten Arbeiterkampftag werde man „wie schon letztes Jahr in Saalfeld ein klares Zeichen“ setzen. Damals hatten Teilnehmende, die auch aus Sachsen stammten, bei der Anreise mehrere Menschen gezielt angegriffen und verletzt.

Pro-Hitler-Block geplant

In Plauen wollen zudem einige Neonazis, die offensichtlich an Aktionsformen der Autonomen Nationalisten anknüpfen, einen „Antikap-Block“ formieren. Dafür wirbt unter anderem ein Antikapitalistisches Kollektiv (AKK). In einem aktuellen Statement heißt das AKK ausdrücklich „our comrades from NA“ willkommen. Gemeint ist National Action. Aktuelle Antifa-Recherchen weisen darauf hin, dass sich die britischen Gäste am 1. Mai mit einem eigenen Transparent zu erkennen geben werden.

National Action existiert seit 2013. Die Gruppe verfügt über einige dutzend Mitglieder und gilt als aggressiv. Sie bezieht sich offen auf den Gründer der British Union of Fascists, Oswald Mosley, sowie den historischen Nationalsozialismus. Daran erinnert nicht nur ihr Dreißiger-Jahre-Antisemitismus, sondern auch das Logo der Gruppe ist dem Signet der SA zum Verwechseln ähnlich. Den Sturmtruppen-Stil verdeutlichte eine Kundgebung Ende Januar in Newcastle: Alle Beteiligten erschienen vermummt. Auf ihrem Transparent stand „Hitler was right“, dahinter zeigten sie den Deutschen Gruß. In der britischen extremen Rechten wird die Gruppe als Provokation wahrgenommen, selbst Teile der rassistischen English Defence League (EDL) distanzieren sich öffentlich.

Nazipartei mit Hotspot in Plauen

In Sachsen drohen derlei Abgrenzungen nicht. Hier ist die neonazistische Partei Der III. Weg seit gut zwei Jahren offiziell aktiv, den Anfang machte ein gemeinsamer bayrisch-sächsischer „Stützpunkt Hochfranken/Vogtland“ mit Schwerpunkt in Plauen. Örtliche Führungsfigur wurde – kurz nach der Verbüßung einer 26-monatigen Haftstrafe wegen Körperverletzung und Beleidigung – Tony Gentsch. Der Hammerskin-Anhänger stammt aus dem oberfränkischen Töpen und war einer der Anführer des inzwischen verbotenen Kameradschafts-Verbandes Freies Netz Süd (FNS). An seiner Seite steht Rico Döhler. Früher war er bei der NPD, dann hat er die im Vogtland aktive Kameradschaft Revolutionäre Nationale Jugend (RNJ) angeleitet.

Zwischen RNJ und FNS bestand eine länger währende Zusammenarbeit. Noch kurz vor dem FNS-Verbot demonstrierten beide Gruppen gemeinsam – am 1. Mai 2014, ebenfalls in Plauen. Dort verfügt die Partei, die faktisch als Nachfolgeorganisation des FNS fungiert, mit Thomas Lauter über einen ersten Mandatsträger. Er war ursprünglich für die NPD in den örtlichen Stadtrat eingezogen. Die Mittelstadt ist längst zu einem Hotspot der Splitterpartei geworden. In den vergangenen Monaten veranstaltete sie dort mehrere rassistische Kundgebungen, an denen sich jeweils zwischen 50 und 120 Neonazis beteiligten. Dem Vernehmen nach existiert im Norden Plauens außerdem ein „Hausprojekt“, hinter dem mehrere Parteianhänger stehen.

Partei bringt sich hinter der NPD in Stellung

Sachsenweit verfügt Der III. Weg inzwischen über mehr als 40 Mitglieder. Das ist nicht viel, bedeutet aber eine Verdopplung der Mitgliederzahl binnen eines Jahres. Nominell ist die Partei damit stärker als der sächsische Landesverband von Die Rechte um Alexander Kurth. Beide Gruppen, die sich als mögliche Auffangbecken für die Zeit nach einem möglichen NPD-Verbot positionieren, stehen allerdings nicht in Konkurrenz: Im vergangenen Jahr bestritten sie im Vogtland und im Landkreis Mittelsachsen mehrere gemeinsame Versammlungen. Und Der III. Weg expandiert weiter, zumindest auf dem Papier existiert ein „Stützpunkt Mittelland“ für den Raum Halle, Leipzig und Merseburg. Unter den dort aktiven Anhängern befindet sich ein weiterer Hammerskin.

Erst Ende vergangenen Jahres wurde außerdem der „Stützpunkt Mittelsachsen/Erzgebirge“ gegründet. Ihn leitet Maik Arnold aus Lugau, vormals Anführer der inzwischen ebenfalls verbotenen Nationalen Sozialisten Chemnitz (NSC), aus deren Kreisen sich mehrere Personen der Partei angeschlossen haben. Für Arnold interessiert sich nach wie vor die Bundesanwaltschaft. Grund: Bei Durchsuchungen anlässlich des NSC-Verbotes wurde bei ihm ein älterer Datenträger gefunden, aus dem sich Bezüge zum Nationalsozialistischen Untergrund ergeben. Für die Rechtsterroristen begeistert sich offensichtlich auch das Antikapitalistische Kollektiv, das nun für Plauen trommelt. Unter dem Slogan „Drinnen wie draußen eine Front“ fordert die Gruppe die Freilassung des mutmaßlichen NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben.

NPD-Nachwuchs will in Wurzen marschieren

Unterdessen werben Neonazis für eine Reihe weiterer Veranstaltungen am 1. Mai. So wird unter anderem ein Aufmarsch für Wurzen im Landkreis Leipzig angekündigt. Veranstalter ist in dem Fall die NPD-Nachwuchsorganisation Junge Nationaldemokraten (JN). Ein Jahr zuvor waren JN-Anhänger um den Eilenburger Paul Rzehaczek genau wie die Kameraden des III. Weges nach Thüringen gefahren. Allerdings nicht nach Saalfeld, sondern nach Weimar, wo es zu einem offenbar geplanten Angriff auf eine Gewerkschafts-Kundgebung kam. Inzwischen wurde gegen sechs mutmaßliche Täter Anklage beim Amtsgericht Weimar erhoben, gegen 28 weitere wurde der Erlass von Strafbefehlen beantragt.

Ob die JN ihren Termin in Wurzen halten kann, steht in den Sternen. Von einem möglichen NPD-Verbot, über das beim Bundesverfassungsgericht in den kommenden Wochen entschieden wird, wäre auch die radikale Nachwuchstruppe betroffen.


Text zugesandt von: anonym.