Zum Umgang mit dem Naziangriff in Connewitz

Zerstörte Fensterscheibe in Connewitz. Foto: De Havilland, flickr.

Nachdem Neonazis in Connewitz Geschäfte und Häuser auf der Wolfgang-Heinze-Straße angegriffen haben, sind einige BewohnerInnen verständlicherweise verunsichert. Erfreulicherweise ist in diesem Zusammenhang die Aufmerksamkeit im Stadtteil massiv gestiegen, wenn auch mit ein paar unschönen Nebeneffekten. Dazu einige Hinweise.

Es ist gut, wenn mehr Menschen aufmerksam in den Straßen unterwegs sind. Jedoch sollten harmlose Ereignisse, die es seit Jahren in Connewitz und Leipzig gibt, nicht fehlinterpretiert und dann im Stil des Stille-Post-Prinzips aufgebauscht werden. Einige Beispiele aus der letzten Woche:

  • In Leipzig und auch in Connewitz gibt es Lok-Leipzig-Fans und Autos, die keine Nazis oder Hooligans sind. Dies ist weder neu noch außergewöhnlich oder gar eine Bedrohung, eine Meldung daher überflüssig.
  • Feuerwerk und Böller gibt es in Leipzig und auch in Connewitz das ganze Jahr. Wenn es also mal draußen knallt, ist nichts zwangsläufig wieder etwas los.
  • Größere Gruppen von Menschen, auch in dunkler Kleidung, laufen regelmäßig durch den Kiez – schon allein wegen der Vielzahl an Veranstaltungen und Konzerten. Es lohnt sich immer, diese Gruppen genauer anzusehen, aber in der Regel sind es keine Neonazis.
  • Neonazis und RassistInnen verlaufen sich seit mehr als 20 Jahren nach Connewitz, und wenn sie erkannt werden, fliegen sie raus. Achtet also darauf, was passiert, und jagt den Menschen, die sich gegen Neonazis im Viertel wehren, nicht unnötig die Polizei auf den Hals.

Allgemein ist der Angriff der Neonazis eine gute Gelegenheit, seinen Stadtteil und die BewohnerInnen wieder besser kennen zu lernen und sich auszutauschen. Das schützt am besten vor falschen Verdächtigungen. Wenn ihr Sachen beobachtet, geht in Läden und Projekte und redet miteinander. Nur wenn ihr euch hundertprozentig sicher seid, wirklich ein Notfall vorliegt und ihr Menschen informieren müsst, solltet ihr Twitter oder Facebook nutzen. Eure Nachrichten sollten einige “W-Fragen” beantworten:

  • Wann? (Datum und Uhrzeit)
  • Was?
  • Wo? (genauer Ort, Straße bzw. Kreuzung)
  • Wie viele? (Es ist ein Unterschied, ob drei Neonazis irgendwo herumlaufen oder 100)
  • Was können LeserInnen tun?

Für Menschen, die solche Nachrichten lesen, geht es natürlich auch um die Überprüfung der Informationen. Für Neonazis war es noch nie so einfach wie jetzt, über soziale Medien Falschmeldungen zu platzieren. Verbreitet Gerüchte oder Fakes daher nicht ungeprüft weiter.

Das neue Interesse an Neonazis und deren Strukturen ist zu begrüßen. Damit ihr Neonazis aus Leipzig und der Region erkennt, lohnt es sich, das vorhandene Wissen anzueignen. Dazu seien euch folgende Seiten empfohlen:

Informationen zu Neonazis im Leipziger Fußball:

Hilfreiche Anregungen, wie mit Neonaziangriffen umzugehen ist:


Text zugesandt von: AntifaschistInnen aus Connewitz