Provokation geplant: rechte LOK-Fans wollen ohne Anmeldung zu „Legida“ marschieren

Anhänger der zum Schein aufgelösten LOK-Fangruppe „Scenario“ auf dem Dach des tatsächlich aufgegebenen NPD-Büros in Leipzig-Lindenau.

Unmittelbar vor Beginn des für morgen Abend geplanten rassistischen „Legida“-Aufmarsches in Leipzig planen rechte Anhänger der LOK-Fanszene eine Provokation in der Innenstadt. In einem bereits seit mehreren Tagen in sozialen Netzwerken verbreiteten Aufruf wird für ein „großes Treffen“ geworben, das 17 Uhr in der Tattoo-Lounge (Große Fleischergasse 4) beginnen soll.

„Für jeden sollte eine Teilnahme Pflicht sein“, heißt es weiter in dem Aufruf, der nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist. Der Text endet auf die Worte „Wir sind das Volk“. Im Anschluss wolle man „gemeinsam zum Zentralstadion laufen“. Dort soll 18.30 Uhr die Auftaktkundgebung des Leipziger „Pegida“-Ablegers beginnen. Einige Personen, die den Aufruf verbreiten halfen, sollen sich dem Hooligan-Spektrum sowie dem gewaltbereiten „HoGeSa“-Netzwerk („Hooligans gegen Salafisten“) verbunden fühlen.

Kollision mit Ansage

Es handelt sich gleichwohl um eine nicht angemeldete Versammlung. Sie ist geeignet, mehrere ordentlich angemeldete Gegenveranstaltungen zu stören. So sammeln sich in unmittelbarer Nähe des geplanten LOK-Treffpunkts ab 16 Uhr die TeilnehmerInnen einer antirassistischen Demonstration am Markt, zudem wollen Studierende am Uni-Campus zu einem weiteren Protestzug starten. Auch der Weg der LOK-Anhänger zum Zentralstadion könnte einen unfriedlichen Verlauf provozieren: Er würde mit hoher Wahrscheinlichkeit weitere Punkte kreuzen, die bereits Gegenveranstaltungen zugewiesen sind.

Dass sich eine Kollision mit Ansage anbahnt, kommt nicht unerwartet. So ist auf der offiziellen „Legida“-Facebook-Seite seit gestern die folgende rechtswidrige Empfehlung eines Nutzers an Teilnehmende des Aufmarsches zu lesen: „Pfefferspray kann auch nicht verkehrt sein, falls Ungeziefer da rumschwirrt.“ Dieser Aufruf zum Verstoß gegen das Versammlungsrecht wurde bis dato nicht gelöscht. Eine Distanzierung der „Legida“-Organisatoren an die Adresse der rechten LOK-Fans liegt ebenfalls nicht vor.

Verein erwägt Stadionverbote

In Richtung der Gegenproteste ließen Ordnungsamt und Polizei im Vorfeld keinerlei Rücksicht walten. So unterbanden BeamtInnen am vergangenen Freitag ein öffentliches „Aktionstraining“, zu dem sich mehr als 200 Interessierte auf dem Uni-Innenhof eingefunden hatten. Wie die Leipziger Volkszeitung berichtet, sei die Intervention zurückgegangen auf einen Hinweis aus „Legida“-Kreisen, die „das Amt dahingehend in die Pflicht genommen“ habe, angebliche Blockade-Absichten zu unterbinden. Dem Vernehmen nach lassen sich die „Legida“-Organisatoren durch den Leipziger Rechtsanwalt Arndt Hohnstädter beraten. Zuletzt hatte seine Kanzlei geholfen, „HoGeSa“ als Wortmarke schützen zu lassen.

An „Legida“ war mit Marco Prager anfangs auch ein Anhänger der LOK-Fanszene beteiligt, der ursprünglich die Anmeldung bei der Stadt vorgenommen hatte. Mittlerweile soll sich Prager – der selbst „HoGeSa“-Kontakte gesucht hat – aus dem Vorbereitungskreis zurückgezogen haben. Unabhängig davon hatte der 1. FC Lokomotive Leipzig kurz vor Weihnachten erklärt, „die aktuellen Entwicklungen sehr aufmerksam“ zu beobachten. AnhängerInnen des Vereins, „die Demonstrationen als Plattform für rassistische und fremdenfeindliche Äußerungen verstehen“, müssten mit Stadionverboten rechnen.


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Text zugesandt von: RS