Führungswechsel in der Leipziger NPD

Alte und neue Vorsitzende: Helmut Herrmann und Enrico Böhm. Fotos: Indymedia Linksunten, NPD

Am vergangenen Freitag wählte der Leipziger NPD-Kreisverband Enrico Böhm zum neuen Vorsitzenden. Der 31-jährige Hooligan beerbt damit Helmut Herrmann, der sich bereits vor Monaten von dem Posten zurückgezogen hatte. Zwischenzeitlich leitete Steffen Lorenz aus Großbothen den Kreisverband kommissarisch. An Böhms Seite stehen Axel Radestock als stellvertretender Vorsitzender sowie Reinhard Kunze als Schatzmeister. Der Telekommunikationshändler Radestock fiel bisher als rechter Hetzer und Administrator der Leipziger NPD-Webseite auf. Kunze – werktags als Maurer tätig – ist Stammgast auf Naziaufmärschen und im NPD-Büro Odermannstraße 8.

Dynamisches Duo: Schatzmeister Reinhard Kunze und Vize Axel Radestock. Fotos: Indymedia linksunten, Indymedia linksunten
Dynamisches Duo: Schatzmeister Reinhard Kunze und Vize Axel Radestock. Fotos: Indymedia linksunten, Indymedia linksunten
Steffen Lorenz auf einem NPD-Aufmarsch und "in Zivil". Fotos: Indymedia linksunten, A.L.
Steffen Lorenz auf einem NPD-Aufmarsch und “in Zivil”. Fotos: Indymedia linksunten, A.L.

NPD nun angeblich ohne Alexander Kurth

Zugleich ist Enrico Böhm auch der einzige Vertreter der NPD im zukünftigen Leipziger Stadtrat. Bis zu seinem Amtsantritt wird er sich allerdings noch einige Monate gedulden müssen – die für September geplante Konstituierung des im Mai 2014 gewählten Stadtrats wird sich auf das Jahresende verschieben. Mitverantwortlich dafür ist NPD-Stadtratskandidat Alexander Kurth, der § 45 und § 45a StGB offenbar nicht gelesen hat. Wegen gemeinschaftlich versuchten schweren Raubes und gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen war Kurth Ende 2003 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden. 2007 wurde er auf Bewährung entlassen, stieg kurz darauf zum “Regionalbeauftragten Leipzig” des “Kampfbunds Deutscher Sozialisten” auf, wurde bald wieder straffällig und 2009 erneut verurteilt.

Da die neuen Taten – gefährliche Körperverletzung, Betrug, Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen – in die Bewährungszeit fielen, musste er auch die Reststrafe von 2003 absitzen. Seit seiner Haftentlassung auf Bewährung Mitte 2012 darf Kurth somit fünf Jahre lang keine öffentlichen Ämter bekleiden. Etwa 40.000 Euro soll die deshalb nötige Wiederholung der Kommunalwahl im Wahlkreis 9 kosten.

JN Sachsen wieder auf Tour

Neben dem zwangsläufigen Rückzug seiner Landtagskandidatur trat Alexander Kurth im Juni medienwirksam aus der NPD aus – natürlich nur, um angesichts der bevorstehenden Landtagswahl weiteren Imageschaden von der NPD abzuwenden. Hinter den Kulissen spielt Kurth nach wie vor eine Schlüsselrolle für die hiesige NPD. Nicht zuletzt in der der NPD-Jugendorganisation “Junge Nationaldemokraten” führt er unvermindert seine Aktivitäten fort.

Als die “JN Sachsen” vergangene Woche ungenehmigt Werbematerial in Schulen verteilte und Kundgebungen in mehreren Städten abhielt, war auch Kurth dabei – sowohl am 7. Juli in einer Schulklasse im Vogtland als auch am 10. Juli als Redner auf einer JN-Kundgebung in Hoyerswerda. Schlagzeilen machte allerdings hauptsächlich die spontane Versammlung der tourenden JN-Kader und ihrer Parteifreunde – darunter Jan Häntzschel, Ingmar Knop, Paul Rzehaczek, Michael Schäfer, Alexander Spogat, Holger Szymanski, Stefan Trautmann und Tina Willwandt – hinter dem Sächsischen Landtag am 9. Juli.

Dort musste auch das JN-Maskottchen (“Der Platzhirsch”) die Maske lüften – zum Vorschein kam der Leipziger Daniel Speck.


Text zugesandt von: anonym.