Home   Texte   Termine   Material   Presse   Links   Wir        

Aufruf zu dezentralen Aktionen anlässlich des globalen Aktionstages zum G8 Gipfeltreffen in St. Petersburg, Russland, am 14.07.2006

Juni 2006 | BergsteigerInnen

Für ein ganz anderes ganzes!

Wie in jedem Jahr treffen sich auch 2006 wieder die Regierungschefs der sieben wirtschaftlich stärksten Staaten und Russlands vom 15.-17.07. um sich darüber zu verständigen, wie die Herrschaft  der kapitalistischen Weltordnung aufrecht erhalten werden kann und um angesichts der Krisen von Verschuldung, Hunger und Elend Handlungsfähigkeit zumindest zu demonstrieren.

Dieses Jahr wird der Gipfel in St. Petersburg, Russland abgehalten, einem Land, in dem durch die autoritäre Terrorherrschaft von Putins Regierung Polizeistaat und Zensur herrschen und noch nicht einmal die bürgerlichen Menschenrechte verwirklicht werden.

Während sich die RepräsentantInnen der acht führenden Wirtschaftsnationen vom Rest der Welt hermetisch abschotten, ist es im Gegensatz dazu unmöglich den Auswirkungen der Politik, für die sie stehen, zu entkommen bzw. die Augen davor zu verschließen. das kapitalistische System daß die G8-Treffen in einer art Propagandashow als humanes und alternativloses System bewerben, hat zur Folge, dass die Lebenssituation der Menschen sowohl in Entwicklungs- als auch Industrieländern immer prekärer und katastrophaler wird. Dass unser Widerstand infolgedessen nicht nur in St. Petersburg, sondern an allen Ecken und Enden notwendig ist, zeigt sich, wenn wir die konkreten Auswirkungen eines globalisierten Kapitalismus betrachten:

Die Teilung der Weltbevölkerung in Arm und Reich führt dazu, dass Massen von Menschen auf der Flucht vor Hunger und Verfolgung ungeheure Strapazen in Kauf nehmen, in der Hoffnung die überlebensnotwendigen, abgeschotteten Wohlstandsoasen der EU und USA zu erreichen. Um dies zu verhindern gehen besagte staatliche Akteure zur "Sicherung des Wohlstandes" über Leichen. Das zeigt sich immer wieder z. B. an der mexikanisch/us-amerikanischen Grenze oder den spanischen Enklaven auf afrikanischem Festland Ceuta und Melilla und an vielen anderen Orten der EU-Außengrenzen, wo Todesschüsse der Grenzpolizei auf Flüchtlinge keine Seltenheit sind.

Die Koalition aus lokalen Eliten und LobbyistInnen im Interesse von "Global-Playern" führt zu Bedingungen in den Herkunftsländern, die ein menschenwürdiges Leben nicht zulassen. Den Konsequenzen begegnen die G8-Staaten mit einer Militarisierung und lückenlosen Überwachung der Außengrenzen, Abschiebelagern und rassistischer Gesetzgebung gegenüber Flüchtlingen.

Aber nicht nur in den ärmeren Gebieten der Welt sind die negativen Folgen der kapitalistischen Dynamik spürbar. Auch hierzulande finden sich immer größere Bevölkerungsschichten in Lebenssituationen wieder, die sie als gesellschaftlich "Überflüssige" marginalisieren und ein Überleben erschweren. Durch Privatisierung sozialer Infrastruktur werden Strom, Wasser, Wohnraum, Bildung und Gesundheitswesen der kapitalistischen Vermarktung preisgegeben, die Profite gewährleisten und den Standort Deutschland "fit für den globalen Wettbewerb" machen sollen. Die Folgen sind Verteuerung der Lebenshaltungskosten, Vertreibung einkommensschwacher Bevölkerungsschichten aus günstigem Wohnraum (insbesondere aus wirtschaftlich relevanten Stadtvierteln), Räumung sozialer und autonomer Zentren und Wagenplätzen, da diese als nicht verwertbare Fremdkörper dem Stadtbild im Weg stehen sowie Rationalisierung und Prekarisierung der Arbeitsplätze. Und selbst die, die im kapitalistischen Wettlauf gewinnen, leben trotz aller Kohle oft genug ein armseeliges Leben zwischen Magengeschwür, Fitnesstudio und immer mehr Arbeit.

Obwohl Konzerngewinne und die Produktivität rasant steigen, bessern sich weder die Arbeitsverhältnisse am anderen Ende der Welt noch hierzulande. Im Gegenteil! Alle sollen noch länger arbeiten für noch weniger Lohn mit noch weniger Rechten, da das kapitalistische Verwertungsprinzip nur Menschenmaterial und Gewinne vorsieht. Stattdessen soll jeder selbst sehen, wo er/sie bleibt und sich durchboxen in der sozialen Kälte. Doch wir sind füreinander und nicht gegeneinander da!

Wer nicht bereit ist, seine Arbeitskraft unter allen Bedingungen zu Markte zu tragen oder gleich gar nicht erst die Möglichkeit dazu hat, weil seine/ihre Arbeitskraft gleich gar nicht mehr gebraucht/wegrationalisiert wird, wer sich als Erwerbslose/r den staatlichen Zwangs-maßnahmen zur Verrichtung von "Ein-Euro-Jobs" u.v.a. verweigert, wer rassistischer Flüchtlingspolitik und/oder Repression ausgesetzt ist oder wer sich dazu gezwungen sieht das Studium abzubrechen, da die "Ware" Bildung nur noch für Besserverdienende erschwinglich ist, der gehört heute zur immer schneller anwachsenden Gruppe der gesellschaftlich Ausgegrenzten und wird von Politik und Wirtschaft als überflüssiger Kostenfaktor der kapitalistischen Globalisierung angesehen!

Es wird klar und deutlich dass die Ursachen dieser Missstände im ökonomischen Prinzip des Kapitalismus selbst liegen und dass unter die Beschriebenen Verhältnisse Unzählige zu rechnen sind, die sich unabhängig von sozialer oder geographischer Herkunft organisieren, eine vielfältige, bunte Bewegung bilden und die unzählige gute Gründe hat sich vielfältig und kreativ dagegen zu wehren.

Begreifen wir uns als Teil einer weltweiten Globalisierung von unten welche von den herrschenden Verhältnissen die Schnauze voll hat! Setzen wir ein Zeichen für die Solidarität mit den Aktivisten in St. Petersburg und zeigen dass Widerstand überall (auch in Thüringen) möglich ist! Kapitalismus ist nicht reformierbar! Gegen Standortlogik! Gegen die G8! Für Widerstand im Großen und Ganzen! Eine andere Globalisierung ist möglich!

Daher ist jedeR dazu aufgerufen sich an dem globalen Aktionstag zu beteiligen, seid kreativ, lasst euch was einfallen um euren protest auf die Straße zu tragen

Alles für alle!
Für globale Bewegungsfreihet!
Freiräume erkämpfen!

Download als .pdf