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Aufruf zum "Wir wollen kein größeres Stück vom Kuchen - wir wollen die ganze, beschissene Bäckerei!" Block auf der 1. Mai Demonstration in Erfurt

April 2007 | BergsteigerInnen

Der 1. Mai ist seit mehr als 100 Jahren der internationale Tag der Arbeiterklasse, auch wenn dieser Name seit dem Faschismus in Deutschland mehr und mehr in Vergessenheit gerät. Mit dem Konzept von Vollzeitarbeit können wir nicht viel anfangen und die Vorstellung von "lebenslänglich in einem Betrieb" ruft bei uns eher Grausen hervor. Trotzdem sehen wir Parallelen dazu. Letztlich gehören auch wir zu jenen, auch uns zeichnet der elementarste Baustein von Arbeitenden aus: Wir haben nichts, mit dem sich in dieser Gesellschaft überleben ließe, außer unserer Arbeitskraft. Die Idee, dass die Arbeitsfähigkeit das einzige ist, was Menschen einen Wert gibt, finden wir abscheulich.

Weltweit 2007

Und selbst diese Arbeit reicht nur dafür aus, billig produzierte Waren zu kaufen: Waren, die unter noch schlechteren Bedingungen produziert wurden, als unter denen wir arbeiten müssen. Im Jahr 2007 arbeiten Kinder unter lebensgefährlichen Bedingungen, sind Giften ausgesetzt, Lärm und nicht zuletzt Verletzungen durch billige Maschinen und fehlende Sicherheitseinrichtungen, um das Leben in den Metropolen bezahlbar zu halten. Tschibo, H&M, C&A, Kaufhof und all die Anderen könnten ohne die zu Hungerlöhnen Arbeitenden im Trikont ihren Umsatz nicht halten. Der Gedanke, dass wir unser Leben nur zu diesem Preis bestreiten können, ist abscheulich.

Krieg 2007

Die Bundeswehr und ihre Waffen zusammen mit ihren Nato-Verbündeten schützen die neue "Islamische Republik Afghanistan" und ihre Regierung: Eine Koalition aus fundamentalistischen religiösen Fanatikern, Drogenbaronen, feudalen Warlords und ehemaligen Beratern von westlichen Ölfirmen. Die Bevölkerung dort ist jetzt dem mittelalterliche Diktat der Sharia, des islamischen Rechts, unterworfen. Es mag sein, dass für die Herrschenden in Deutschland so etwas ihrer Vorstellung von Befreiung und Demokratie entspricht; aber die Bundeswehr in Kriegen wie etwa in Afghanistan zu wissen, unterstützt von EADS-entwickelten Tornados, ist abscheulich.

Erfurt 2007

Am 1. Mai will die NPD unter dem Motto Arbeit für Millionen statt Profite für Millionäre" durch Erfurt ziehen. Das soll eine Demonstration werden, die nach Wünschen der Veranstalter vieles vereint: den Auftakt zur Anti-G8 Mobilisierung, ein Auftritt der faschistischen Antikapitalismuskampagne, eine öffentliche Provokation in der so genannten Frontstadt. Was es eindeutig nicht wird: eine Erklärung gegen Ausbeutung, gegen Krieg, gegen Hunger weltweit. Denn Faschismus bedeutete immer und bedeutet heute: Terror, Mord, Krieg. Und das finden wir abscheulich.


Wir glauben nicht an ernsthafte Verbesserungen ohne grundlegende Veränderung. Die Welt zu einem weniger schlimmen Ort zu machen, bedarf es oft nicht viel. Es hilft, wenn Menschen den Arztbesuch nicht bezahlen müssen. Es hilft auch, AlgII-Bezüge zu verdoppeln, Löhne anzuheben. Aber all das führt nicht zum Ziel von Freiheit. Denn hinter unseren Forderungen steht das Ziel, irgendwann einmal nicht mehr täglich kämpfen zu müssen, nicht Tarifrunde um Tarifrunde um ein kleines Stück vom Kuchen zu kämpfen. Wir wollen uns ehrlich darüber freuen können, wenn immer weniger Arbeit nötig ist, um die Gesellschaft versorgen zu können, wenn Rüstungsbetriebe Stellen streichen und schließlich ganz geschlossen werden. Diese Freude darf nicht durch die Sorge um das tägliche Auskommen gestört werden. Wir wollen selbst bestimmen, wofür wir Kraft und Mühen aufwenden, was produziert wird und wofür. Das wird so lange Utopie bleiben, wie der direkte Zugriff auf die Produktion wenigen vorbehalten bleibt und das Ziel der Produktion nur der Gewinn ist - der Gewinn von wenigen.

Dem Versuch der Nazis, die Unzufriedenheit mit ihren rassistischen und antisemitischen Inhalten aufzuladen, gilt es, klar unsere Positionen entgegenzusetzen: Gegen Ausbeutung, gegen Krieg - Dem Kapitalismus den Kampf ansagen.

Darum muß es auch in einer linken Anti-G8-Mobilisierung gehen: Wenn in Heiligendamm 2007 von Freiheit, Frieden, Gerechtigkeit und der Investitionsfreiheit der Wirtschaft die Rede sein wird als unabdingbare Voraussetzung von Glück und Wohlstand für alle, so wächst doch zeitgleich das weltweite Heer der Überflüssigen. Damit wächst die Notwendigkeit, militärisch Profite und Standorte zu sichern. Wo Menschenrechte im Namen der Menschenrechte außer Kraft gesetzt werden, steht Folter wieder auf der Tagesordnung, wird Krieg im Sinne einer Weltinnenpolitik zur legitimen Form der Aufstandsbekämpfung. Dem Symbol dieser Weltordnung gilt es, ein klares Nein entgegenzuhalten: Gegen Ausbeutung, gegen Krieg - Dem Kapitalismus den Kampf ansagen.

Darum am 1. Mai 2007 in Erfurt, im Juni in Heiligendamm und an jedem verfluchten Arbeitstag

Den Faschisten keinen Raum, keine Straße, keinen Kopf.
Für ein gutes Leben für alle - weltweit.

Wir wollen kein größeres Stück vom Kuchen
wir wollen die ganze beschissene Bäckerei!

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