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Protest gegen Isolation

8.10.2006 | Thüringer Allgemeine

Zu einer Kundgebung gegen die Zustände im Asylbewerberheim in Freienbessingen hatte eine Gruppe von G-8-Gegnern am Samstag eingeladen. Die Folge waren ein Großeinsatz der Polizei und offene Worte der Bewohner der Waldsiedlung.

FREIENBESSINGEN (st). 40 Beamten überwachten jeden Zufahrtsweg nach Freienbessingen und zeigten auch vor Ort am Asylbewerberheim Präsenz. Schließlich fand zeitgleich in Nordhausen eine Demonstration rechter Gruppen statt. Doch alles blieb ruhig, die Polizisten hatten die Lage jederzeit im Griff. Eine Gruppe von G-8-Gegnern aus Jena und Erfurt hatte die Kundgebung in Freienbessingen angemeldet, um auf die ihrer Ansicht nach unhaltbaren Zustände in den Unterkünften für Asylbewerber hinzuweisen (TA berichtete). Verpackt wurde der Protest allerdings in eine Party, bei der "bei Tee, Spielen und Straßenmalerei auch ein offenes Mikro für alle da ist", meinte Steffen Trostorff aus Jena, einer der Initiatoren.

Das offene Mikro wurde denn auch reichlich genutzt. Während die Exkurse der Veranstalter zur Ressourcenknappheit und den menschenverachtenden Umgang der großen Industriestaaten mit Flüchtlingen auf eher mäßiges Echo stießen, nutzten auch viele Asylbewerber die Gelegenheit, sich den Frust von der Seele zu reden. So berichtete Mehmed Ovic Osman davon, dass er seit 16 Jahren in Freienbessingen lebt, immer noch nicht arbeiten und sein eigenes Geld verdienen darf. Es sei ihm nicht erlaubt, ein eigenes Telefon in der Unterkunft zu haben, statt dessen werde man von den zuständigen Stellen im Landratsamt drangsaliert.

Ein kleines Mädchen berichtete davon, dass es in Sondershausen immer wieder beschimpft und angepöbelt wird, viele andere taten es ihr gleich.

aus: Thüringer Allgemeine vom 8.10.2006