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Anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft der Männer 2006 haben wir die Coca-Cola-Kampagne in Göttingen organisiert. Im folgenden könnt ihr unsere damaligen Artikel dazu lesen:


Coca Cola – World Cup-Killer

Coca-Cola sponsert die WM und profitiert vom Paramilitarismus in Kolumbien

Make it real!: In Kolumbien werden die meisten Morde an GewerkschafterInnen weltweit verübt. Coca-Cola – offizieller Partner der WM 2006 – profitiert von dieser Situation.

Coca Cola ist offizieller Sponsor der WM 2006 - ein guter Analss, um auf die Situation bei den Coca-Cola-Gewerkschaften vor allem in Kolumbien hinzuweisen.

Am Mittwoch, den 7. Juni 2006 haben wir mit dem Referenten Raul Zelik aus Berlin eine Veranstaltung zur Coca-Cola-Kampagne und der Situation in Kolumbien veranstaltet - gemeinsam mit der verdi- und DGB-Jugend Niedersachsen/Bremen, Attac Göttingen, Fachschaftrat Biologie und der WASG Göttingen.

Im folgenden lest ihr unser gemeinsames Kampagnen-Faltblatt. Dieses haben wir bereits in großer Stückzahl zum Fußballspiel Mexiko-Göttingen und während verschiedener Gewerkschafts-Pfingstcamps verteilt. Hier könnt ihr euch das Faltblatt als pdf runterladen.

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 Coca-Cola in Kolumbien

1996 erschossen Paramilitärs den Gewerkschaftsführer Isidro Segundo Gil auf dem Werksgelände des Coca-Cola-Abfüllers „Panamco“ in dem kolumbianischen Städtchen Carepa. Kurz darauf brannten sie den Sitz der örtlichen Gewerkschaft nieder und zwangen alle in dem Abfüllwerk tätigen GewerkschafterInnen unter Todesdrohungen zum Austritt aus ihrer Organisation – mit Wissen des Werksleiters Ariosto Milan Mosquera. Seither hat es bei „Panamco“ weitere acht Morde an Gewerkschaftsvertretern gegeben, zuletzt 2002. Beschäftigte der Abfüllanlagen, die sich für ihre Rechte einsetzen, werden bis heute mit Drohungen, auch gegen ihre Familien, terrorisiert. Viele GewerkschafterInnen mussten deshalb fliehen.

Gegen den in Atlanta ansässigen Mutterkonzern Coca-Cola Company und dessen kolumbianische Tochter hat die betroffene Lebensmittelgewerkschaft SINALTRAINAL schon 2001 mit Unterstützung der United Steel Workers of America und des International Labour Rights Funds in Florida Klage eingereicht. Aber der Prozess wurde eingestellt, da eine direkte Verbindung des Weltkonzerns zu seinen Abfüllern nicht nachgewiesen werden könne.
Mit der Behauptung, für die Bedingungen in seinen Abfüllbetrieben nicht verantwortlich zu sein, weist Coca-Cola seit Jahren alle Vorwürfe zurück. Allerdings ist die Situation in den kolumbianischen Abfüllbetrieben dem Konzern in Atlanta seit langem bekannt. Der Mutterkonzern und seine kolumbianischen Partner haben auf die Schutzgesuche der Gewerkschaft nie reagiert; Forderungen nach Aufklärung der Morde, nach öffentlicher Verurteilung der Gewalt in den kolumbianischen Abfüllwerken, nach Wiedereinstellung der geflohenen ArbeiterInnen und nach Entschädigung der Opfer werden seit Jahren abgeschmettert – stattdessen SINALTRAINAL mit Verleumdungsklagen und - typisch für Kolumbien - Terrorismusvorwürfen überzogen. Deshalb ist die Coca-Cola Company mitverantwortlich für die Angriffe und Morde!

Kolumbien ist das Land der Paramilitärs, die als vermeintlich dritter Akteur zwischen Staat und Guerilla am Bürgerkrieg beteiligt sind, in Wahrheit aber vom Staat geschaffen und oftmals von ihm kontrolliert werden. Sie führen seit über dreißig Jahren einen schmutzigen Krieg gegen BäuerInnen, LandbesetzerInnen und GewerkschafterInnen und bedienen dabei die Interessen privater Konzerne nach der Niederschlagung von Protesten gegen schlechte Arbeitsbedingungen und Umweltzerstörungen. Allein 2005 wurden in Kolumbien 70 GewerkschafterInnen ermordet und hunderte mit dem Tode bedroht und vertrieben.

Die Angriffe gegen die Gewerkschaft SINALTRAINAL bei Coca Cola geschehen nicht im luftleeren Raum: Abgesehen davon, dass die Situation in Kolumbien besonders krass ist, werden weltweit Arbeitsbedingungen verschlechtert, die Arbeitszeit erhöht, Stellen gestrichen und Arbeitsrechte mit Füßen getreten, nicht nur bei Coca-Cola und nicht nur in Kolumbien.
Während in den Ländern der so genannten Dritten Welt schon immer katastrophalere Arbeitsbedingungen und weniger Rechte für die dort Arbeitenden galten, haben die neoliberalen „Reformen“ seit den 80er Jahren ArbeiterInnenrechte weltweit geschwächt oder ganz zerschlagen. Seit Beginn der 90er Jahre trichtert uns eine unternehmerische Offensive ein, in der besten aller Gesellschaften zu leben. Und viele glauben das sogar. Aber auch der schönste Traum von Aufstieg und Chancengleichheit kann die grundlegende Opposition zwischen denen, die im Kapitalismus mit ihrer Arbeitskraft den Reichtum schaffen und denen, die über ihn bestimmen, nicht aufheben. Die banale Einsicht, dass der Kapitalismus auf Profitmaximierung und nicht auf „sozialer Verantwortung“ basiert, ist mittlerweile überall offensichtlich. Coca Cola ist bei Weitem nicht der einzige Konzern, der mit Gewalt seine ökonomischen Interessen durchsetzt.

Warum Coca Cola?
Coca-Cola ist nicht das Problem an sich. Aber Coca Cola ist ein Beispiel dafür, wie prekäre Arbeitsverhältnisse global und mitunter äußerst brutal durchgesetzt werden. In Kolumbien profitiert Coca Cola - so wie andere Konzerne - von den Angriffen auf GewerkschafterInnen, denn mit der Zerschlagung der Beschäftigtenvertretungen wird der Widerstand gegen die Umstrukturierungen des Unternehmens aus dem Weg geräumt. Heute besitzen die wenigsten Beschäftigten bei „Panamco“ noch feste Arbeitsverträge, die Löhne wurden auf ein Drittel gesenkt und Zeitarbeitsverträge eingeführt.

In Indien sorgt Coca-Cola durch Tiefbohrungen für die Absenkung des Grundwasserspiegels und entzieht vielen BäuerInnen die Lebensgrundlage. Heute müssen die Menschen in bestimmten Regionen Indiens kilometerweit laufen, um an sauberes Trinkwasser zu gelangen. Menschenrechtsinitiativen kämpfen deshalb gemeinsam mit der lokalen Bevölkerung gegen den „Global player“ Coca-Cola, der Wasserknappheit und gravierende Umweltschäden verursacht.
In Deutschland drohte den ArbeiterInnen der Coca-Cola Erfrischungsgetränke AG bis vor kurzem der Abbau von etwa 3.000 Stellen in der Region Berlin-Brandenburg. Einzelne Warnstreiks an verschiedenen Standorten sowie die Drohung diese auch während der Fußball-WM weiterzuführen, führten zu einem relativ schnellen Tarifabschluss. Aber trotz des Drucks auf Coca Cola ließ die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) eine weitere Flexibilisierung der Arbeitszeit zu.

Auch wenn die Bedingungen in den verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sind, die Tendenz ist überall gleich: weiterer Abbau von ArbeiterInnenrechten bei maximalem Profit für die Unternehmen Deshalb muss der Kampf um bessere Arbeits- und Lebensbedingungen gemeinsam geführt werden! Dafür ist weltweite Solidarität nötig!

Coca-Cola unter Druck
Vor ein paar Jahren startete SINALTRAINAL eine weltweite Boykottkampagne gegen Coca-Cola. In den letzten Monaten legten in den USA, Kanada, Großbritannien und Irland über 20 Universitäten aufgrund der Vorwürfe ihre millionenschweren Verträge mit Coca-Cola auf Eis. In Italien schloss sich der Gemeinderat von Turin, Standort der von Coca-Cola gesponserten Olympischen Winterspiele, dem Boykott an; der olympische Fackellauf wurde über 40 Mal von Protesten gegen die Unternehmenspolitik aufgehalten. Auch in Deutschland hat sich die Gewerkschaft verdi 2003 mit Verweis auf die Situation in Kolumbien dem Boykott von Coca-Cola-Produkten angeschlossen. Aus Angst vor Imageschäden bemüht sich Coca-Cola deshalb nun auf einer speziell eingerichteten Website, als umwelt- und arbeiterfreundliches Unternehmen zu erscheinen und die offensichtlich unangenehme Öffentlichkeit zum Schweigen zu bringen (www.cokefacts.org ).

Als einer der Hauptsponsoren der Fußball-WM wird sich Coca-Cola auch in Deutschland wegen seines Verhaltens verantworten müssen! Wir wollen nicht, dass Coca-Cola mit leeren Versprechungen durch kommt!

Deshalb unterstützen wir die Kolumbienkampagne, die von Coca-Cola fordert:
- sich öffentlich von den Aktionen der Paramilitärs gegen die Gewerkschaft SINALTRAINAL zu distanzieren
- die Verleumdungsklagen gegen SINALTRAINAL zurückzuziehen und keine weiteren Verfahren dieser Art gegen die Gewerkschaft anzustrengen
- direkt mit SINALTRAINAL zu verhandeln und mit unparteilicher Vermittlung über die Ereignisse in Kolumbien und eine Lösung zu sprechen
- Menschen- und Arbeitsrechte weltweit zu achten und Entschädigungszahlungen an die Betroffenen zu leisten.

Kein weiterer Abbau von ArbeiterInnenrechten – egal ob in Kolumbien, Indien, Deutschland oder sonst wo! Beteiligt Euch an den Protesten gegen Coca Cola! Make the Protest real!
ALI, verdi- und DGB-Jugend Niedersachsen/Bremen, Attac Göttingen, WASG Göttingen und der Fachschaftsrat Biologie
Weitere Infos unter: www.kolumbienkampagne.de
Bottom Line