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Keine Werbung für die Islamische Republik Iran!

Am 17. und 18.01. 2006 fand im Foyer der Göttiner Zentralmensa eine politische Werbeveranstaltung für die Islamische Republik Iran mittels einer Ausstellung statt. Diese fällt nicht zufällig in eine Zeit, in der sich nach der Wahl des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad eine außenpolitische Eskalation abzeichnet.

Gemeinsam mit dem Iran Solidaritätsverein e.V. haben wir einen Brief an das Studentenwerk Göttingen verfaßt, indem wir uns gegen die Werbung für die Islamische Republik Iran aussprechen und das Studentenwerk auffordern, dieser Republik in Zukunft kein Forum mehr zu bieten.

Den Brief könnt ihr im folgenden lesen:


Betreff: Informationsstand „Der Iran auf einen Blick (Zivilisation, Kultur, Natur)“
am 17. und 18.1.2006 im Foyer der Zentralmensa


Sehr geehrte Damen und Herren,

am 17. und 18. Januar 2006 fand im Foyer der Zentralmensa eine Ausstellung mit dem Titel „Der Iran auf einen Blick (Zivilisation, Kultur, Natur)“ statt. Angemeldet wurde diese namentlich von Ali Darwishi. Bereits am 15. Januar wurde die Ausstellung mit Handzetteln und Aushängen beworben. Ausgestellt wurden vor allem Bilder und iranisches Kunsthandwerk, die den Anschein eines kulturellen Informationsstandes erweckten.

Die Ausstellung verfolgte jedoch politische Ziele, die bei genauerem Hinsehen deutlich wurden. Der oberflächliche und überwiegende kulturelle Charakter wurde ergänzt durch Broschüren und Informationshefte, die von der Botschaft der Islamischen Republik Iran herausgegeben wurden. Am ersten Tag der Ausstellung hat ein Mitarbeiter der iranischen Botschaft an der Ausstellung teilgenommen. Zahlreiche Foto- und Filmkameras dokumentierten das Geschehen. Am Abend wurde sodann im iranischen Fernsehsender Jame Jam ein Bericht ausgestrahlt, der die Ausstellung zum Thema hatte. Die Fernsehbilder aus der Universität Göttingen wurden mit dem Tenor untermalt, dass die Islamische Republik sich der interessierten deutschen Öffentlichkeit präsentiert habe und von den Studierenden in Göttingen herzlich willkommen geheißen wurde.

Die Ausstellung war also eine politische Werbeveranstaltung für die Islamische Republik Iran. Diese fällt nicht zufällig in eine Zeit, in der sich nach der Wahl des iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinedschad, eine außenpolitische Eskalation abzeichnet. Zugleich betreibt die Regierung Ahmadinedschads innenpolitisch einen weiteren Rechtsruck.

Im 27. Jahr ihres Bestehens ist die Islamische Republik gekennzeichnet durch eine brutale Unterdrückung fortschrittlicher oppositioneller Betätigung und der rücksichtslosen Durchsetzung der Moralvorstellungen im Namen eines politisch benutzten Islam. Allein in diesem Jahr sind bereits 10 Menschen wegen oppositioneller politischer Tätigkeit hingerichtet worden; weiteren 8 Menschen steht die Hinrichtung bevor. Proteste von Studierenden oder gewerkschaftliche Betätigungen werden verfolgt. Hinzu kommen Hinrichtungen und Bestrafungen wegen anderer „Rechtsbrüche“, beispielsweise das Todesurteil wegen „Weintrinkens“ gegen Karim Fahimi. Seine besondere Menschenfeindlichkeit zeigt die rechts-klerikale Elite des Landes gegenüber Frauen.

Auch die aktuellen Auseinandersetzungen um ein iranisches Atomprogramm, die antisemitischen Aussagen gegen Israel und die Leugnung des Holocaust durch Mahmoud Ahmadinedschad haben eine innenpolitische Dimension. Sie dienen als nationalistische und antisemitische Mobilisierung, um die offensichtlichen sozialen Konflikte innerhalb der iranischen Gesellschaft zu verdecken, sowie die soziale und politische Krise unter Kontrolle zu behalten.

Uns steht es fern, dem in der EU und in den USA vorbereiteten militärischen Angriff gegen den Iran beizustimmen. Wir sind gegen die laufenden und geplanten Kriege in der Region. Wir setzen uns für eine Stärkung der fortschrittlichen Kräfte in der iranischen Gesellschaft ein, die zum Ende der rechts-klerikalen Eliten des Irans führen kann.

Daher sind wir besonders empört über die Ausstellung im Foyer der Zentralmensa, mit dem diese Eliten der Islamischen Republik ihre Unterstützung öffentlich dokumentieren wollten. Wir fordern von der Leitung des Studentenwerkes, dass ihnen nicht noch einmal ein Forum dazu gegeben wird. Sollten Unsicherheiten bezüglich der Anmeldung ähnlicher Veranstaltungen in Räumlichkeiten der Universität bestehen, stehen wir gerne beratend zur Verfügung.


Mit freundlichen Grüßen!


Iran Solidaritätsverein e.V.
Antifaschistische Linke International >A.L.I.<
Bottom Line