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Recht auf Stadt - international!

Plakat Recht auf Stadt internationalVeranstaltungsreihe zu Wohnraum in Europa, Venezuela und Göttingen

In einer Reihe von drei Veranstaltungen widmen wir uns dem Thema Wohnraum und Recht auf Stadt. Auch als Auswirkung der Krise nehmen kapitalistische Verdrängungen zu, was global sichtbar wird. Was Alternativen der Organisierung von Wohnraum unter nicht-kapitalistischen Bedingungen sein könnten wollen wir dabei genau so anschneiden, wie wir die akuten Auswirkungen von Wohnungsnot sichtbar aufzeigen wollen: sowohl global als auch lokal.

 

Kämpfe um Wohnraum in der Eurokrise | Bauen am Sozialismus des 21. Jahrhunderts | Recht auf Göttingen


Kämpfe um Wohnraum in der Eurokrise

Freitag, 30. Mai 2014 | 18 Uhr | Rotes Zentrum (Lange-Geißmar-Straße 3)

mit Solidarity4all (Griechenland) | der Plattform der Hypothekenberoffenen PAH (Spanien) | Action – Diritti in Movimento (Italien)

Die Veranstaltung findet auf englisch statt!

Im Zuge der Eurokrise wurden Miet- und Hypothekenschulden, Zwangsräumungen und in der Folge die Unsicherheit des eigenen Wohnraums für zahlreiche Menschen zu einer alltäglichen Erfahrung. Vom individuellen Leid, dass diese Entwicklung mit sich bringt, zeugen unter anderem erhöhte Risiken für Depressionen und andere psychischen Erkrankungen oder Suizide, die in unmittelbarem Zusammenhang mit Zwangsräumungen stehen. Bestehende oder geplante Schutzrechte für Wohnraum gerieten gleichzeitig auf Betreiben der „Troika“, der Europäischen Kommission, der EZB und dem IWF und nationalen Regierungen unter Druck. Trotzdem gelang es Betroffenen in vielen Fällen, sich selbstorganisiert zur Wehr zu setzen, etwa mit Blockaden von Zwangsräumungen, erfolgreichen kollektiven Beratungen zur Unterstützung individueller Fälle oder der Wiederaneignung leer stehender Häuser.


Flyer Bauen am SozialismusBauen am Sozialismus des 21. Jahrhunderts

Dienstag, 03. Juni 2014 | 18 Uhr | Rotes Zentrum (Lange-Geißmar-Straße 3) | zusammen mit dem Rosa-Luxemburg-Club Göttingen

mit Kai-Kashi (Cáracas, Venezuela)

Lange Zeit entstanden in kapitalistischen Metropolen ganze Geisterstädte, gebaut, nicht damit irgendjemand darin wohnt, sondern alleine dafür, dass ein riesiges Volumen von Kapital Anlagemöglichkeiten findet. Die Immobilienblase war der Auslöser einer tiefgreifenden Krise des Kapitalismus, die in ihrer Konsequenz zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung geführt hat und mittlerweile in Zwangsräumungen und weitgehenden Verdrängungen aus den Städten gipfelt. Paradox der Versorgung im Kapitalismus: der Bau von Geisterstädten auf der einen Seite der Medaille, die Konsequenz in den Zwangsräumungen auf der anderen.

Wie die Versorgung mit Wohnraum hingegen unter Bedingungen nicht-kapitalistischer Gesellschaften aussehen kann, dafür wollen wir auf der Veranstaltung einen Eindruck aus dem sozialistischen Venezuela geben. Kai-Kashi ist ein Teil der Basisorganisationen aus Cáracas, die selbst-organisiert Wohnungen für und von denjenigen baut, die Wohnraum benötigen. Die Regierung in Venezuela hat Gesetze erlassen, nach denen sie Grundstücke in Privatbesitz, die brachliegen oder entgegen dem gesellschaftlichen Nutzen verwendet werden, enteignen kann um sie einer gemeinnützigen Verwendung zuzuführen. Im Fall von Kai-Kashi wurde ein gebührenpflichtiger Parkplatz in Caracas aus dem Privatbesitz durch die Regierung vergesellschaftet und einem Kollektiv aus dem Barrio zur Verfügung gestellt, das Menschen vereinigt, die unter prekären Wohnverhältnissen gelebt haben. Kollektiv organisieren diese den Bau von Mehrfamilienhäusern auf diesem Grundstück, in die nach Plan demnächst 90 Familien einziehen können. Aus diesem Projekt werden die beiden Compañer@s von Kai-Kashi berichten.

Eingeleitet wird die Veranstaltung durch einen kurzen, politischen Reisebericht einer deutschen GenossIn, die in den letzten Monaten in Venezuela gelebt und bei Kai-Kashi gearbeitet hat. Sie kann uns vor allem auch einen Blick von innen auf die Situation in Venezuela geben, nachdem Hugo Chávez gestorben ist und die rechte Opposition dort seit Monaten versucht, die linke Regierung zu stürzen. von den blühenden Landschaften im Sozialismus schwärmen zu müssen, relativieren sich aus dieser Innenperspektive aber doch Berichte von einer wirtschaftlich anscheinend so prekären Situation, dass die Menschen um Klopapier anstehen müssten.

 


Logo Wohnrauminitiative GöttingenRecht auf Göttingen

Dienstag, 17. Juni 2014 | 18 Uhr | Rotes Zentrum (Lange-Geißmar-Straße 3)

mit Michael Mießner (Uni Göttingen) und der Wohnrauminitiative Göttingen

Die Stadt als sozialer Raum unterliegt in Folge der kapitalistischen Umstrukturierungen in der Wirtschaftskrise rapiden Veränderungen. Städtische Räume und Gebäude werden im Zuge des Zwangs zur Verwertung immer mehr in private und der kapitalistischen Profitlogik unterlegene Hände überführt. Auch lokal, hier in Göttingen zeigt sich immer mehr die Umstrukturierung der Stadt nach kapitalistischen Gesichtspunkten: nicht nur im Zuge des sogenannten „Zukunftsvertrags“ versucht die Stadt immer mehr Immobilien zu privatisieren. Der Mietspiegel, als sichtbarster Ausdruck der sozialen Auswirkungen dieses kapitalistischen Stadtumbaus, liegt mittlerweile für Göttingen norddeutschlandweit direkt unter dem von Hamburg.

Dabei ist die Situation in Göttingen eine Besondere: mehr als ein Fünftel der EinwrInnen sind Studierende, die häufig zeitlich begrenzt in der Stadt leben. Das sorgt für eine hohe Mobilität in der Stadtgesellschaft. Besonders auffällig wird der Wohnraummangel in der südniedersächsischen Stadt – zumindest öffentlich wahrgenommen – tatsächlich an eben diesen Studierenden. Der AStA richtet regelmäßig zu Semesterbeginn Notquartiere ein, bereits zwei mal ist das ehemalige Studierendenwohnheim in der Geiststraße mittlerweile vorübergehend aus Protest besetzt worden. Denn viele Studierende können sich die teuren Mieten auf dem privaten Wohnungsmarkt nicht leisten. Das Studentenwerk unter Jörg Magull allerdings saniert oder schließt lieber kleine Wohnheime, baut dadurch Wohnheimsplätze ab und verteuert die Mieten für die renovierten Wohnungen. Auch der Durchsetzungsstil des Studentenwerks als Vermieter wird dabei zunehmend autoritärer.

Auf der Veranstaltung berichtet zunächst der Geograph Michael Mießner über die allgemeine Entwicklung in der Wohnungssituation in Göttingen, bevor die von Studierendenwohnheimen selbst-organisierte Wohnrauminitiative Göttingen auf die wachsenden Konflikte in der prekären Wohnsituation zwischen Studierenden und Studentenwerk eingehen wird.

Bottom Line