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Solidarität mit den kämpfenden GenossInnen in Griechenland

Execution in cold blood

Unsere Solidarität und Unterstützung gilt den GenossInnen in Athen und anderen Städten Griechenlands, die gegen Polizeigewalt und die gesellschaftlichen Zustände protestieren.

Polizisten, die morden, sind auch in Deutschland nichts ungewöhnliches. So wurden nahezu zeitgleich mit dem Mord an Alexandros Andreas Grigoropoulos die Dessauer Polizisten, die für den Tod Oury Jallohs verantwortlich sind, freigesprochen.

Der Kampf gegen die Repression ist logische Folge der alltäglichen Unterdrückung!

 

We declare our solidarity and support with the comrades in Athens and other Greek cities, who have been fighting against police-violence and society's condition for days.

Murdering policemen aren't uncommon in Germany either. At the same time Alexandros Andreas Grigoropoulos was murdered, the cops from Dessau who are responsible for the death of Oury Jalloh were acquitted of all charges.


The fight against oppression is the logical consequence of daily repression!


Solidaritätsbekundungen in Göttingen

Nach vielen Solidaritätsbekundungen aus der ganzen Welt ist es nun auch in Göttingen zu direkten Aktionen aus Solidarität mit den kämpfenden Genossinnen und Genossen in Griechenland gekommen. Die lokale Niederlassung einer Bank wurde angegriffen. Das vor Ort angebrachte Transparent stellte einen Bezug zu den staatlichen Morden in Athen, Dessau und Genua her.

Direkte Aktionen und Spontandemos finden noch immer in ganz Europa statt. Polizeiterror kennt keine Grenzen und äußert sich, zum Beispiel in Folge von Gipfeln, auch immer häufiger international. Die Mörder und Schläger in Uniform müssen nur selten Konsequenzen fürchten. Vielmehr werden die Reaktionen solidarischer Menschen kriminalisiert und UnterstützerInnen haben selbst mit staatlicher Repression und Überwachung zu kämpfen.

Dieser Zustand ist keine Ausnahme sondern alltägliche, staatlich gewollte und geförderte Realität. Dass sich hiergegen Widerstand regt und Menschen sich zur Wehr setzen ist aus unserer Sicht nicht nur verständlich sondern ausdrücklich zu begrüßen. Nur durch grenzüberschreitende Solidarität kann sich gegen staatlichen Terror und den zunehmend vernetzten Repressionsapparat zur Wehr gesetzt werden. Auch deshalb ist ein internationalistischer politischer Ansatz für uns so wichtig.

 


Im Folgenden dokumentieren wir ein Communique aus Athen:

burnIf I do not burn
If you do not burn
If we do not burn
How will darkness come to light?

(Nazim Hikmet, “Like Kerem”)


Ängstlich und mit zusammengebissenen Zähnen heulen die Hunde: Nun kehrt zur Normalität zurück – das Narrenfest ist vorüber. Die Philologen der Assimilation, graben schon ihre Messerscharfen Liebkosungen hervor: „Wir sind bereit zu vergessen, zu verstehen, die Promiskuität dieser wenigen Tage auszutauschen, aber nun benehmt euch, oder wir schicken unsere Soziologen, unsere Anthropologen, unsere Psychiater! Wie gute Väter haben wir mit Beherrschung euren emotionalen Ausbruch toleriert – nun schaut, die klaffende Leere der Schreibtische, Büros und Läden! Es ist Zeit zurückzukehren, und wer auch immer diesen heiligen Befehl verweigert, den soll es hart treffen, der soll soziologisiert werden, soll psychiatrisiert werden. Eine Anordnung schwebt über der Stadt: „Bist du an deinem Posten?“ Demokratie, soziale Harmonie, nationale Einheit und all die anderen grossen Herde, nach Tod stinkend, strecken sie bereits ihre leichenblassen Arme aus.

Macht (von der Regierung bis zur Familie) zielt nicht bloss auf die Unterdrückung des Aufstands und seiner Generalisierung, sondern auch auf die Produktion einer Subjektivierung. Eine Beziehung die die Lebensform (bios) definiert, also das politische leben, als Sphäre der Kooperation, des Kompromiss und Konsens. “Politik ist die Politik des Konsens; der Rest sind Banden-Kriege, Aufstände, Chaos.“ Das ist die wahre Übersetzung dessen was sie uns erzählen, von ihrer Anstrengung den lebendigen Kern jeder Aktion abzuerkennen, und uns zu separieren, zu isolieren von dem was wir tun können: nicht die Vereinigung von Zwei zu Eins, sondern das Eine immer, und immer wieder in Zwei zu reissen. Die Bürokraten der Harmonie, die Barone von Ruhe und Frieden, Gesetz und Ordnung, rufen uns dazu auf, dialektisch zu werden. Aber diese Tricks sind verzweifelt und alt, ihr Elend ist durchsichtig in den dicken Bäuchen der Handels-Union Bosse, in den ausgewaschenen Augen der Vermittler, die wie Geier über jeder Negation hocken, über jeder Leidenschaft für das Wirkliche. Wir haben sie im Mai gesehen, wir haben sie in LA und Brixton gesehen, und wir beobachten sie schon seit Jahrzehnten wie sie die langen nun weissen Knochen der 1973er “Polytechnic“ lecken. Wir haben sie gestern wieder gesehen, als sie, anstatt einen permanenten Generalstreik auszurufen, sich der Legalität beugten, und den Streik-Protest Marsch absagten. Denn sie wissen alle nur zu gut, das der Weg zur Generalisierung des Aufstands, durch das Feld der Produktion führt – durch die Besetzung der Produktionsmittel dieser Welt die uns nieder drückt.

Morgen bricht ein Tag heran, und nichts wird mehr das Gleiche sein. Was kann befreiender sein als dies, nach so vielen Tagen der Gleichheit? Eine Kugel war nötig, um die brutale Abfolge dieser Identischen Tage zu durchbrechen. Der Mord an einem 15 jährigen Jungen war der Moment, in dem eine Loslösung statt fand, stark genug um die Welt auf den Kopf zu stellen. Eine Loslösung von dem warten auf andere Tage, zu einem Punkt, an dem so viele gleichzeitig dachten: „Das war es, kein Schritt weiter, alles muss sich ändern, und wir werden es verändern.“ Die Rache für den Tod von Alex, wurde zur Rache für jeden einzelnen Tag, gezwungen in dieser Welt aufzuwachen. Und was so schwierig schien, stellte sich als simpel heraus.


riotDies ist was passierte, und was wir haben. Wenn uns etwas Angst macht, dann ist es die Rückkehr zur Normalität. In den Zerstörungen und Plünderungen unserer ach so heilen Städte sehen wie nicht nur das offensichtliche Resultat unserer Wut, sondern auch die Möglichkeit zu leben zu beginnen. Uns bleibt nichts anderes mehr zu tun, als uns zu installieren in der Möglichkeit und sie in ein lebendes Experiment umzuwandeln: Angefangen beim alltäglichen Leben, unserer Kreativität, der Macht unsere Wünsche zu materialisieren, der Macht die Wirklichkeit nicht zu betrachten, sondern zu konstruieren. Dies ist unser lebenswichtiger Raum. Alles andere ist Tod.

Die die verstehen wollen, werden verstehen. Jetzt ist die Zeit, die unsichtbaren Zellen zu durchbrechen, die alle und jeden an ihre kleinen pathetischen Leben ketten. Und dies fordert nicht einzig oder notwendigerweise jemanden eine Polizei Station anzugreiffen oder Einkaufszentren und Banken abzufackeln. Die Zeit sein Sofa zu verlassen, die passive Betrachtung des eigenen Lebens, und auf die Strasse zu gehen, um zu sprechen und zu hören, alles private hinter sich zu lassen, sich zu involvieren in die sozialen Beziehungen; die destabilisierende Kraft einer Atombombe. Und dies ist genau, da die Fixierung eines jeden (bis jetzt) auf seinen Mikrokosmos wie an die Anziehungskraft eines Atoms gebunden ist, die Kraft, welche die (kapitalistische) Welt umkehren wird. Das ist das Dilemma: Mit dem Aufständischen oder alleine. Und dies ist einer der wirklich wenigen Momente, in denen dieses Dilemma so Absolut und so Real sein kann.

11/12/2008

Initiative der Besetzung der “School of Economics and Business/Athens”

Ein neueres Communique auf englisch findet ihr hier

Bottom Line