1.200 Menschen auf Demonstration gegen Alltagsrassismus

Autokorso mit 30 Autos, Motorraädern, FahradfahrerInnen und Sakteboarder

Gegen RassismusAm 7. Juli 2012 haben ca. 1.200 Menschen in Göttingen gegen Alltagsrassismus demonstriert. Trauriger Anlass war ein rassistisch motivierter Überfall auf einen Fahrer des Personenbeförderungsunternehmens PUK Minicar am 29.05.2012. Trotz der noch am Auftaktkundgebungsplatz martialisch auflaufenden Hunderschaft der Polizei wurde die Demonstration ein voller Erfolg mit einem starken Ausdruck nach Außen.

Den TeilnehmerInnen folgte ein langer Autokorso aus Autos, Kleinbussen, Motorrädern, vielen FahradfahrerInnen und einem Skateboarder. Im Autokorso vielen die zahlreichen Taxen von PUK Minicar und die Motorraddelegation des MC Kuhle Wampe auf.

Nach mehreren Redebeiträgen trennten sich die Demonstrationszüge vor dem neuen Rathaus. Viele Hundert FußgängerInnen zogen lautstark durch die Innenstadt und wiesen in mehreren Redebeiträgen auf Alltags- und Behördenrassismus hin. Auch die Rolle der Polizei in der Vertuschung rassistischer und neonazistischer Anschläge wurde mehrfach thematisiert.

Parallel zog der Autokorso in Richtung Geismar. Dort wurde statt der gutbürgerlichen Schweigeminute ein mehrminütiges Hupkonzert an der Stelle des Übergriffs in der Ruhstrathöhe veranstaltet. Nicht noch einmal sollten AnwrInnen behaupten können, "von all dem" nichts mitbekommen zu haben. Danach zog der Autokorso weiter zu den Wohnorten zweier Neonazis.

Vor dem Haus von Volker O. wurde auf die rechtsoffene Drogenszene der Stadt hingewiesen, aus der auch der Täter des PUK-Überfalls stammt. Danach wurde auch vor dem Haus des NPD-Funktionärs Jörg K. erklärt, dass die linksradikale Szene der Stadt weiterhin ein Auge auf die Umtriebe organisierter Neonazis und ihres erweiterten Freundeskreises hat und Antworten auf rassistische Übergriffe erfolgen.

Viele umstehende Menschen und AnwrInnen waren auf Grund der ungewöhnlichen Demonstration fernab der Innenstadt überrascht und zeigten deutliche Solidarität. Damit ist das Ziel der Demonstration gegen Alltagsrassismus erreicht worden. Am Ende trafen sich FußgängerInnen-Demo und Autokorso am Albanikirchof, wo es Essen, Getränke und einen Infostand gab.

 

Fotos der Auokorso-Demonstration

Autokorsodemo gegen Alltagsrassismus 7. Juli 2012 7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus

7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus 7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus

7. Juli 2012: Demo gegen Alltagsrassismus 7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus

7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus 7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus

7. Juli 2012: Autokorso Demo gegen Alltagsrassismus

 


Presseinfo vom 07. Juli 2012

Am Samstag den 7. Juli zog eine etwa 1200 Menschen starke Demonstration gegen Rassismus unter dem Motto "Gegen einen Alltag der zum Nährboden für körperliche Angriffe wird" durch Göttingen. Ein breites Spektrum von Antifa- und Antira-Gruppen, TaxifahrerInnen, Parteien und Verbänden setzten ein deutliches Zeichen gegen Rassismus.

Die Demonstration zog zunächst gemeinsam vom Bahnhof zum Hiroshimaplatz. Dort teilte sie sich in einen Autokorse und eine FußgängerInnen Demonstration, die durch die Innenstadt zog. Neben ca. 30 Autos beteiligten sich auch 15 Motorräder, mehrere FahradfahrerInnen und ein Skateboarder am Autokorso. Viele Taxen des Personenbeförderungsunternehmen PUK Minicar fuhren im Autokorso mit.
Der Autokorso zog in die Ruhstrathöhe, wo am 29.05.2012 ein Fahrer von PUK Minicar durch einen rassistischen Übergriff schwer verletzt wurde. Die regionale und überregionale Presse berichtete. Außerdem hielt der Autokorso vor den Häusern zweier stadtbekannter Neonazis und erklärte, dass rassistische Übergriffe nicht unkommentiert bleiben. Viele AnwrInnen reagierten überrascht und erfreut auf die unübliche Demonstration fernab der Innenstadt.

Eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International, >A.L.I.< erklärte dazu: "Diese Autokorso-Demo war ein deutliches Zeichen der Solidarität mit den Opfern rassistischer Übergriffe und eine Kampfansage an den alltäglichen Rassismus." Weiter erklärte sie: "Rassistische Sprüche und Vorurteile aus der Mitte der Gesellschaft verbreiten eine Stimmung, die der Nährboden für tätliche Angriffe ist. Die große Beteiligung heute ist eine deutliche Kampfansage an diesen Alltagsrassismus."

Die FußgägnerInnendemonstration und der Autokorso trafen sich zu einer gemeinsamen Abschlusskundgebung auf dem Albaniplatz. Dort gab es Essen, Getränke und einen Infostand. Nach mehreren Redebeiträgen wurde die Demonstration aufgelöst.

Zu Beginn trat eine Hundertschaft der Polizei noch martialisch am Bahnhofsvorplatz auf. Die Demonstration verlief aber nennenswerte Zwischenfälle.

 

 



Aufruf zur Demonstration gegen Alltagsrassismus

Gegen Rassismus

Am 29.05.2012 wurde ein Fahrer vom Personenbeförderungsunternehmen PUK Minicar in Göttingen rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen. Er wurde schwer verletzt und ist seitdem arbeitsunfähig. Es ist unklar, ob er je wieder seine Arbeit ausüben kann. Der Vorfall wurde veröffentlicht und hat breite Empörung hervorgerufen.

Mit einer Demonstration soll am Samstag, den 7. Juli 2012 der rassistische Angriff auf den Kollegen von PUK Minicar in einen größeren Zusammenhang von Vorfällen eingeordnet werden und ein solidarisches Zeichen gegen alltäglichen Rassismus gesetzt werden. Auftaktkundgebung ist am 7. Juli 2012, um 13 Uhr auf dem Bahnhofvorplatz in Göttingen.

Über 35 Initiativen, Kollektivbetriebe, Parteien, Gewerkschaften und Organisationen rufen mittlerweile zur Demo gegen Rassismus in Göttingen auf. Die Unterstützer_innen-Liste vom 27. Juni 2012 findet ihr hier.

Die Demonstration gegen Rassismus wird begleitet von einem Fahrzeugkorso aus Taxen, Privat-PKW und Motorrädern.

Aufruf

Den Aufruf gibt es auch in einer mehrsprachigen Version, diese könnt ihr hier als PDF-Datei runter laden (975,9 KB).

Am 29.05.2012 wurde ein Fahrer vom Personenbeförderungsunternehmen PUK Minicar in Göttingen rassistisch beleidigt und körperlich angegriffen. Er wurde schwer verletzt und ist seitdem arbeitsunfähig. Es ist unklar, ob er je wieder seine Arbeit ausüben kann. Der Vorfall wurde veröffentlicht und hat breite Empörung hervorgerufen. Allerdings darf dieses Ereignis nicht isoliert betrachtet werden.

Einerseits kommt es auch in Göttingen immer wieder zu rassistisch motivierten Angriffen auf Menschen. Diese gehen häufig von Personen aus, die in der Mitte der Gesellschaft stehen. Nur ein geringer Bruchteil der Angriffe wird öffentlich gemacht, teils aus Angst die Täter könnten erneut zuschlagen. Andererseits kann aber auch nicht immer mit der Unterstützung staatlicher Organe gerechnet werden, die für viele Betroffene der erste Anlaufpunkt sind. Die Polizei ist häufig bemüht, die rassistische Motivation von Übergriffen auszublenden oder aktiv zu vertuschen – so zum Beispiel im Falle der Brandanschläge auf den Afro-Shops (26.09.2008) und den kurdischen Gemüsehandel in Northeim (21.05.2011). Auch der Übergriff auf den PUK Minicar Fahrer wurde vom Unternehmen und dem Rechtsanwalt an die Öffentlichkeit gebracht und tauchte nicht in den Pressemitteilungen der Polizei auf.
Dies zeigt bereits den eigentlichen Kern der Problematik auf. Rassistische Übergriffe entstehen nicht aus dem Nichts. Der alltägliche, teils offene, teils unterschwellige Rassismus ist der Nährboden für körperliche Übergriffe und schlimmstenfalls organisierte Neonazistrukturen. Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund oder People of Colour sind leider allgegenwärtig und ermöglichen überhaupt erst ein Klima, in dem rassistische Sprüche zum Alltag gehören. Von dort bis zum körperlichen Angriff ist es nicht weit.

Daher muss es darum gehen, Alltagsrassismus zu identifizieren, zu thematisieren und zu bekämpfen.
Ob in Behörden, in denen bestimmte Mitarbeiter_Innen ihren „Ermessensspielraum“ nutzen um Migrant_Innen zu drangsalieren,
ob im Sportverein oder auf der Straße, wo rassistische Sprüche zum Alltag gehören,
ob am Arbeitsplatz, der Migrant_Innen oder People of Colour teilweise verwehrt wird,
ob bei der Polizei, die versucht das Thema Rassismus auszublenden, teils sogar Opfern rät auf Anzeigen zu verzichten,
ob an der Uni, in der Burschenschaften noch immer öffentlich damit werben keine „Ausländer“ bei sich einziehen zu lassen
oder eben ob im Taxi, wo besonders Fahrer_Innen mit Migrationshintergrund oder People of Colour mit Vorurteilen, Beleidigungen und Verkehrskontrollen zu kämpfen haben –
Rassismus findet sich überall und in unterschiedlichsten Formen.

Daher rufen wir dazu auf, am 7. Juli 2012, ab 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz, bei einer gemeinsamen Demonstration in Göttingen ein Zeichen zu setzen.

Gegen Rassismus!
Gegen einen Alltag der zum Nährboden für körperliche Angriffe wird!
Kein Mensch ist illegal!

UnterstützerInnen (27.Juni 2012):
Anti-Atom Plenum Göttingen, Antifaschistische Linke International A.L.I., Antira Aktionsplenum, Amnesty International Göttingen, Alle Bleiben Göttingen, AK Asyl Göttingen, AktivDruck Göttingen, Aktionsbündnis „Naziaufmärsche stoppen“, AStA Uni Göttingen, Bündnis90/Die Grünen Göttingen Kreisvorstand, BG-Geschichte, DIE LINKE. Kreisverband Göttingen, DKP – Göttingen, DGB-Jugend Südniedersachsen-Harz, Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba - Regionalgruppe Göttingen, Groner BürgerInneninitiative Antifaschismus, GRÜNE JUGEND Göttingen, Jugend Antifa Göttingen, Jusos Göttingen, Kollektiv Kabale, Landesarbeitsgemeinschaft Antifaschismus DIE LINKE.Niedersachsen, NaturFreunde Ortsgruppe Göttingen, Motorradclub Kuhle Wampe Göttingen, Paritätischer Wohlfahrtsverband Göttingen, Piraten Partei KV Göttingen, PUK MINICAR, Politkollektiv Göttingen, RASH Göttingen, Rote Hilfe OG Göttingen, SDAJ Göttingen, SPD Göttingen, Ver.di-Jugend Göttingen, VVN-BdA Göttingen, WählerInnengemeinschaft Göttinger Linke, YXK Göttingen, Zukunfts-Werkstatt e.V.


 

Call for a demonstration against everyday racism

On the 29th of May 2012 a driver of the passenger transport firm PUK Minicar has been assaulted with racist insults and physical attacks. The injuries were severe and he has been incapable of working since. It is not determined yet, if he will ever be able to work again. The incident has been publicised and evoked a broad outrage. But this occurence can't be regarded by itself.

On one hand it comes to attacks towards people motivated by racist sentiments again and again, also in Göttingen. They often come from people from the middle of society. Only a small amount of those attacks are publicised, partly out of fear the offenders could strike again. On the other hand one can't always rely on the help of governmental bodies, which are usually the first point of reference for the people concerned. The police is often anxious to blank out the racist motivation behind assaults or even actively cover it up – just like they did in the cases of arson attacks towards the Afro-Shop (26.09.2008) and the Kurdish grocery store in Northeim (21.05.2011). The attack of the PUK Minicar driver has been made public by the firm and the lawyer, but has also not been mentioned in the press report by the police. This already depicts the basic core of the problem. Racially motivated assaults don't come out of nowhere. The daily, partly obvious, partly subliminal, racism offers the breeding ground for physical attacks and, as a worst case scenario, organized Neonazi structures. Prejudices against people with migration background or people of color are unfortunately omnipresent and enable a climate in which racist slurs are a part of our everyday life. To go from there to a physical attack is not a big step.

That is the reason why it is necessary to identify everyday racism, pick it out as a central theme,which concerns all of us, and fight it.
Whether in public authorities, in which certain employees use their „discretionary judgement“ to harass immigrants,
whether in sports clubs or in broad daylight, where racist slurs occur every day,
whether at the workplace, which is often denied to immigrants or people of color,
whether at the police, who tries to blank out the issue of racism, often even advises the victims to abstain from filing a complaint,
whether at the university, where fraternities still publicly advertise, that they don't want „foreigners“ to move into their houses,
or whether in a taxi, where especially people of color or with migration background have to deal with prejudices, insults and traffic controls -
Racism strikes everywhere and has many different faces.

This is why we call for taking a stand together at a demonstration on July 7th 2012, starting at 1.00pm in front of the train station.

Against racism!
Against an everyday life that offers a breeding ground for physical attacks!
No one is illegal!


Presseinfo

Sehr geehrte Damen und Herren,

am 7. Juli 2012 findet in Göttingen eine Demonstration mit Autokorso gegen Rassismus unter dem Motto "Gegen einen Alltag der zum Nährboden für körperliche Angriffe wird" statt.

Am 29.05.2012 wurde ein Fahrer vom Personenbeförderungsunternehmen PUK Minicar in Göttingen rassistisch beleidigt, angegriffen und schwerverletzt. Er ist seitdem arbeitsunfähig. Der Vorfall wurde veröffentlicht und hat breite Empörung hervorgerufen. Dieses Ereignis
darf nicht isoliert betrachtet werden.

In Göttingen und Umgebung kommt es immer wieder zu rassistisch motivierten Übergriffen. Diese entstehen nicht aus dem Nichts.
Vorurteile gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund sind allgegenwärtig und rassistische Sprüche gehören zum Alltag. Von dort bis zum körperlichen Angriff ist es nicht weit.

Eine Sprecherin der Antifaschistischen Linken International erklärte hierzu: "Rassistische Sprüche und Vorurteile aus der Mitte der
Gesellschaft verbreiten eine Stimmung, die der Nährboden für tätliche Angriffe und Brandanschläge ist. Täter fühlen sich in ihren Handlungen häufig von der Mehrheitsgesellschaft gedeckt." Die Antifasprecherin weiter: "Dieser Alltagsrassismus wird auch von Behörden und Polizei gepflegt. So werden rechte Hintergründe von Taten häufig verschwiegen oder es wird versucht, diese gar nicht erst öffentlich werden zu lassen."

So geschehen zum Beispiel nach einem Feuer im Göttinger Afroshop im Ritterplan am 26.09.2008 oder beim Brandanschlag auf den kurdischen Gemüsehandel Northeim in der Nacht vor dem dem NPD-Parteitag am 21.05.2011. Auch der Vorfall um den PUK Minicar Fahrer wurde vom Anwalt des Betroffenen und dem Unternehmen öffentlich gemacht. "Während die Göttinger Polizei über jeden umgefallenen Mülleimer lamentiert, war ihr diese schwere Körperverletzung kein Wort wert," so die Antifasprecherin.

Gegen diesen Alltagsrassismus wird am 7. Juli 2012 von einem breiten Bündnis aus antifaschistischen Gruppen, antirassistischen Initiativen, Gewerkschaften, Parteien und anderen Verbänden demonstriert. Die Demonstration startet um 13 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. Sie wird von einem Autokorso begleitet, an dem auch private Fahrzeuge teilnehmen können. Am Hiroshimaplatz teilt sich die Demonstration in einen FußgängerInnen-Teil, der durch die Innenstadt zieht, während der Autokorso in Richtung Geismar fährt. Beide Teile finden zu einer
gemeinsamen Abschlusskundgebung auf dem Albaniplatz wieder zusammen.