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Rechte Verbindungen kappen!

Burschenschaften wegsäbeln!

Mit einer Dokumentation über das Jahr 2010 Gewalt gegen Korporationen erweckt in diesen Tagen der Convent deutscher Akademikerverände (CDA) den Eindruck, bei seinem Klientel handele es sich um eine bedrohte Spezies. Verbindungsstudenten, so das hundert seitige Werk, leben gefährlich - besonders schlimm ist es in Göttingen. Die linke Universitätsstadt hat sich in der "Karte der Gewalt" einen lila Punkt verdient.

Über den Hobby-Verfassungsschutzbericht der zukünftigen Elite berichteten auch verschiedene überregionale und lokale Medien. Eines nur bleibt bei alledem offen und beleibt ein mystisches Geheimnis: Warum dieser Hass?

Uns fallen spontan einige gute Gründe ein, warum rechte Verbindungsstudenten weder im öffentlichen Stadtbild noch in der Nachbarschaft gerne gesehen sind. Einige ausgewählte Hintergrundinformationen haben wir hier zusammen gestellt.

Reader Werte, Wichs und Waffenbrüder | Pennälerverbindung PV! Hansea | zweifacher Übergriff gegen Schüler | von der FDP zur lodernden Flamme


Hintergrundinformationen zu rechten Studentenverbindungen in Göttingen könnt ihr im Reader Werte, Wichs und Waffenbrüder nachlesen. Diesen gibt es, ebenso wie Aufkleber und weiteres Infomaterial links unten im Roten Buchladen.

Weitere Hintergrundinformationen finden sich auch in der Broschüre Neonazis in Südniedersachsen (Göttingen, 2008).

 


Antifaschistische SchülerInnen gegen rechtes Pennälertreffen

Etwa 30 Schülerinnen und Schüler versammelten sich am Samstag, den 18. Dezember 2010, vor der Herzberger Landstraße 9 in Göttingen. Im Haus der Burschenschaft Hannovera sollte die "Weihnachtskneipe" der rechten Schülerverbindung PV! Hansea stattfinden. Von den Pennälern war allerdings nichts zu sehen, die Jugendantifas zogen daraufhin mit einem Transparent und lautstarken Parolen gegen Burschenschaften über den Göttinger Weihnachtsmarkt.

In einem Flyer, der zuvor an Göttinger Schulen verteilt wurde heißt es: "Wir finden das man diese Verbindung nicht weiteres hinnehmen kann und schon gar nicht ihre schamlosen Versuche mit Veranstaltungen wie eben der Weihnachtskneipe Jugendliche für ihre Sache zu gewinnen. Wir rufen dazu auf diese Feier zu stören und den Burschenschaftern und ihrem mindestens genauso verblendeten Nachwuchs zu zeigen was wir von ihnen halten!"

Die Pennälerverbindung Hansea zu Göttingen  (PV! Hansea ) ist eine rechte Schülerverbindung im Umfeld der Burschenschaften Hannovera, Holzminda und Brunsviga in Göttingen.

Die PV! Hansea ist Mitglied im Allgemeinen Pennäler Ring (APR). Dieser schließt seit 1989 rechte Schülerverbindungen zusammen. Der APR führte am Wochenende 6. bis 8.6.2007 seine Verbandstagung auf dem Haus der Burschenschaft Hannovera in Göttingen durch. Zugleich fand dort das 25. Stiftungsfest der PV! Hansea statt. Während einer antifaschistischen Demonstration hiergegen erstellten jugendliche Besucher der Burschiveranstaltung im Kleidungsstil Autonomer Nationalisten Fotos von den linken Protestierenden.

Die PV! Hansea ist eng verbunden mit offen auftretenden Neonazis. Schon im Gründungsjahr der Schülerburschenschaft 1982 waren deren Mitglieder Alexander Broel und Thomas Allner zugleich Mitarbeiter der neofaschistischen SchülerInnezeitung Komet. Die Komet ging 1978 aus der von Hans-Michael Fiedler initiierten  AG Schülerpresse des Studentenbund Schlesien (SBS) hervor. Der Neonazi Fiedler druckte hier eigene Artikel ab, werbend berichtet wurde auch über die Wehrsportgruppe Hoffmann.

Zur PV! Hansea bekennen sich auch der ehemalige Göttinger NPD-Kreisvorsitzende Waldemar Meier, sowie der ehemalige stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Holger Apfel. Die Hannoversche Presse berichtete am 19.8.1991 von 17 Mitgliedern der PV! Hansea, die sich am 17.8. in Göttingen trafen, um sich auf den Weg zu einer rechten Veranstaltung in Potsdam zu machen. Mit dabei waren auch die beiden Neonazis. Apfel ist heute NPD-Landesvorsitzender von Sachsen und Vorsitzender der NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. Er war Versammlungsleiter des Neonaziaufmarsches am 16.6.2001 in Göttingen.

Daniel Hubert versuchte Mitte der 1990er Jahre während seiner Schulzeit am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG) die PV! Hansea wieder zu beleben. Später war Hubert ehemaliger NPD-Kreisvorsitzende von Göttingen und wurde am 5.6.2005 zum Beisitzer im niedersächsischen Landesvorstand der NPD gewählt. Der Neonazi lief in Göttingen jedoch mehrfach vor die Wand. Einen Bericht zu einer Outing-Aktion am 25.6.2003 gegen Daniel Hubert findet ihr hier.

Als presserechtlich Verantwortlicher tritt für die PV! Hansea seit Jahren Holger Teuteberg auf. Teuteberg wohnte zu seiner Zeit in Göttingen in der Geismarlandstraße. Seit Januar 2010 ist er bei DENIC als VISDP für die zu diesem Zeitpunkt erstmals online gegangene Internetseite der Pennälerverbindung eingetragen. Auch bei schuelervz.net gibt es eine Gruppe PV! Hansea zu Göttingen. Dort heißt es: "Diese Gruppe ist für alle die den Schneid haben, einer Pennälerverbindung bei zu treten!!!". Insgesamt werden 13 Mitglieder angegeben.


Stand together!

Solidarität mit den Opfern rechter Gewalt und Repression!

Die Provokationen von rechten Verbindungsstudenten nehmen in Göttingen seit einigen Jahren an Anzahl und auch in ihrer Qualität zu. So hatte Im Sommer 2010 die Jugend Antifa Göttingen (JAG) über einen Angriff von rechten Verbindungsstudenten auf jugendliche Antifaschisten am Rande des Cheltenhamparkes am 21. Juli 2010 berichtet. Der Angriff erfolgte nach einer verbalen Auseinandersetzung aus dem Gebäude der Burschenschaft Brunsviga im Schildweg 40 in Göttingen. Dem rechten Angriff folgte ein zweiter Übergriff: Die herbei gerufene Polizei sperrte den gesamten Cheltenhampark ab und machte Jagd auf alternative Jugendliche.

Am Freitag, den 6. August 2010, haben gut 150 Menschen gegen Burschenschaften in Göttingen demonstriert. Die Demonstration wurde bereits im Vorfeld mit repressiven Auflagen überzogen und schließlich von einem massiven Polizeiaufgebot bedrängt. In einer Presseerklärung vom Freitag Abend bewertete die A.L.I.  den Polizeieinsatz als Teil einer politischen Kampagne, die das Ziel hat, die radikale Linke zu schwächen. Unsere Presseerklärung könnt ihr unten nachlesen.

Die Jugend Antifa Göttingen (JAG) hatte über einen Angriff von rechten Verbindungsstudenten auf jugendliche Antifaschisten am Rande des Cheltenhamparkes am 21. Juli 2010 berichtet. Der Angriff erfolgte nach einer verbalen Auseinandersetzung aus dem Gebäude der Burschenschaft Brunsviga im Schildweg 40 in Göttingen. Dem rechten Angriff folgte ein zweiter Übergriff: Die herbei gerufene Polizei sperrte den gesamten Cheltenhampark ab und machte Jagd auf alternative Jugendliche. Ein 16-jähriger wurde von einem Mann in zivil im dunklen Park auf den Boden geworfen und gefesselt. Erst als später uniformierte Beamte hinzu kamen, dämmerte dem Jugendlichen, dass er Ziel einer Polizeiaktion und nicht Opfer eines gewöhnlichen Überfalls geworden ist. Er wurde auf die Wache verschleppt, erkennungsdienstlich behandelt und gegen ein Uhr nachts wieder auf die Straße gesetzt. Nach mehrmaligen Bitten konnte er von der Wache aus seine Eltern anrufen, einen Tatvorwurf erfuhr er aus dem Göttinger Tageblatt.

Damit positionierte sich die Polizei erneut als aktive Konfliktpartei auf Seiten rechter Verbindungsstudenten. Diese politische Haltung zeigten die vermeintlichen Ordnungshüter auch durch die von ihnen erlassenen (und vom Ordnungsamt durch gewunkenen) Auflagen gegen die antifaschistische Demonstration. Ein Vorbeizug an rechten Verbindungshäusern wurde untersagt, da diese hin häufig das Ziel von Farbbeutel- oder Steinwürfen würden, so die Polizei einfühlsam.

Zugleich dokumentiert der Fall des 16-jährigen Jugendlichen erneut das Ausmaß von Polizeigewalt und -Willkür. Die Vorgehensweise der Zivilbeamten lässt sich kaum noch von irgendeiner anderen Schlägerbande unterscheiden. Dabei hatte Göttingens neuer Geheimdienstpolizeichef Robert Kruse sich gerade erst öffentlich zu Wort gemeldete und den Amnesty International-Bericht "Täter unbekannt" zurück gewiesen.

Demo der JAG gegen Burschis, 6.8.2010 Demo der JAG gegen Burschis, 6.8.2010 Demo der JAG gegen Burschis, 6.8.2010 Demo der JAG gegen Burschis, 6.8.2010

Auch die jüngst öffentlich gewordenen Zustände in niedersächsischen Gefängnissen und der JVA-Rosdorf (bei Göttingen), die nach dem Tod eines Gefangenen am 1. Juli 2010 öffentlich wurden, sprechen der Aussage Kruses Hohn. Der ehemalige Vize-Geheimdienstchef hatte im Stadtradio Göttingen erklärt: "man habe das Problem im Griff", Kennzeichnung von Polizeibeamten und unabhängige Untersuchungsgremien seien nicht nötig. Bevor sich der Gefangenen in seiner Zelle erhängte, hatte er vor Gericht erklärt, "drei vermummte Männer seien zu ihm in seine Einzelzelle geschickt worden und hätten ihn verprügelt und misshandelt", ärztliche Hilfe sei ihm verweigert worden. Weitere Informationen dazu auf Monsters of Göttingen.

Presseerklärung vom 6.8.2010

Nach Angriff auf Jugendliche im Cheltenham Park und polizeilichem Überfall auf 16-Jährigen:

150 Menschen gegen rechte Gewalt und Repression - Polizei behindert Demonstration

am heutigen Freitag, den 6. August 2010 haben 150 Menschen in Göttingen gegen rechte Gewalt und Repression demonstriert. Anlass war der Angriff von Mitgliedern der Burschenschaft „Brunsviga“ auf eine Gruppe Jugendlicher am 21. Juli 2010 im Cheltenham Park. Die Männer der Burschenschaft hatten nach einem Wortgefecht die Jugendlichen mit Flaschen, Fautschlägen und Tritten angegriffen.

„Der Übergriff ist eine klare Eskalation der Konflikte rund um die Göttinger Burschenschaften,“ erklärte eine Sprecherin der A.L.I.

„Es handelte sich um einen gezielten Angriff und damit um eine Kampfansage an all jene, die sie gegen die Ideologien der Burschschaften wenden.“

Unmittelbar nach dem Angriff im Cheltenham Park ereignete sich in der Nähe ein weiterer Übergriff auf einen Jugendlichen. Während die Polizei den Park mit starken Kräften absperrte und Jagd auf alternativ aussehende Jugendliche machte, wurde ein 16-jähriger von einem Zivilpolizisten zu Boden geworfen, und mit Handschellen gefesselt. Erst nachdem der Jugendliche ca. 30 Minuten auf dem Boden gelegen hatte, wurde er auf die Wache gebracht. Dort wurden Fingerabdrücke, Lichtbilder und ein Alkoholtest gemacht. Die Polizei leitete ein Verfahren wegen Körperverletzung gegen den 16-jährigen ein. Anschließend setzte sie den Jugendlichen gegen kurz nach 1 Uhr nachts auf die Straße. Dieser erfuhr erst aus der Zeitung von den Vorwürfen.

So die Sprecherin weiter:„Einen Jugendlichen mit Gewalt auf die Wache zu verschleppen, erkennungsdienstlich zu behandeln und anschließend, daß auch nur ein Tatvorwurf geäussert wurde, nachts auf die Straße zu setzen ist selbst für die Göttinger Polizei ein starkes Stück. Der Zivilpolizist, der den Jugendlichen gewaltsam zu Boden brachte und fesselte, hielt es in seinem Jagdfieber nicht einmal für nötig, sich als Polizist erkennen zu geben.“

Zu den weiteren Umständen der aktuellen Geschehnisse sagte die Sprecherin weiter:„Der Vorfall reiht sich ein in das inakzeptable Verhalten der Polizei zu anderen Anlässen wie beispielsweise der Conny-Demo im Winter 2009, den Hausdurchsuchungen in der Roten Straße Anfang 2010 und zuletzt dem faktischen Verbot eines Blockadetrainings der Grünen Jugend.“

Die heutige Demonstration folgte dem Aufruf der Jugend Antifa Göttingen (J.AG.). Gut 150 Menschen zogen auf der, durch die Auflagen stark verkürzten, Route. Die Polizei bedrängte die Demonstration während des gesamten Ablaufes massiv.

„Auch diese Demonstration wurde mit Auflagen des Ordnungsamtes überzogen, die direkt von der Göttinger Polizeiführung kamen und wurde begleitet von einem Polizeiaufgebot, das vor allem der Einschüchterung der Demonstranten diente,“ erklärte die Sprecherin.

Die Demonstration konnte aufgrund der Intervention der Göttinger Polizei beim Ordnungsamt nicht an den Häusern der neofaschistischen Burschenschaft Hannovera und der Burschenschaft Brunsviga vorbeiziehen.

Hinter dem Verhalten der Polizei sind ganz klar die politischen Motive des Geheimdienstmannes und Polizeichefs Kruse und dessen Dienstherren, dem Innenminister Schünemann zu erkennen.

„Allein die Tatsache, dass sich die Polizei nachdem Angriff im Cheltenham Park nicht im mindesten für die Angreifer aus der Burschenschaft Brunsviga interessierte und nun die Demonstration behindert, zeigt, dass es der Polizei wie auch dem Geheimdienstpolizeichef Kruse nur um die Einschüchterung und Kriminalisierung unliebsamer Menschen und politischer AktivistInnen geht,“ so die Sprecherin der A.L.I.

“All dies zeigt, dass der Kampf um die Bewegungsfreiheit in der Stadt nötiger ist denn je,“ schloss die Sprecherin ihr Statement ab. „Wir werden uns weder von der Polizei noch von gewaltätigen Burschen einschüchtern lassen und den antifaschistischen Selbstschutz organisieren.“

 


 

Medienberichte

Göttinger Tageblatt, 5.3.2011

Studie
Göttinger Verbindungen Ziel von Übergriffen


Nirgends gibt es mehr Übergriffe auf Studentenverbindungen als in Göttingen: Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine Studie, die vom Convent deutscher Akademikerverbände (CDA) in Auftrag gegeben wurde. Fast jede fünfte der mehr als hundert in Deutschland gelisteten Übergriffe auf Verbindungsstudenten und deren Häuser im vergangenen Jahr ereignete sich demnach in Göttingen.

Die Dunkelziffer der nicht gemeldeten Straftaten liege deutlich höher, sagt der Historiker Frank Grobe, selbst Mitglied der Burschenschaft Teutonia Aachen, der die Studie für den CDA angefertigt hat. 18 Fälle werden für Göttingen angeführt, darunter Körperverletzung, Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung. Meist seien die Verbindungshäuser Ziel von Attacken mit Farbbeuteln oder faulen Eiern gewesen. In einem der aufgeführten Fälle sei eine Göttinger Studentenverbindung während einer Stadtführung von „einer Gruppe Linker“ angegriffen worden. Die Verbindungsstudenten habe man aufgefordert, ihre Bänder abzunehmen. Auch die Stadtführerin sei angegriffen worden, „obwohl sie klar als solche zu erkennen war“. In diesem wie in anderen Fällen sei aber von einer Anzeige bei der Polizei abgesehen worden. Der Schaden belaufe sich in Einzelfällen auf bis zu 10 000 Euro. So wurde zum Beispiel eine Hausfassade mit Farbe aus einem Feuerlöscher besprüht.

Die Göttinger Polizei verzeichnete im vergangenen Jahr durchschnittlich etwa einen derart gelagerter Fälle pro Monat. Dabei handele es sich fast ausschließlich um Sachbeschädigungen wie Farbbeutelwürfe und Parolenschmierereien. „In zwei Fällen sind Papiercontainer in Brand gesetzt worden, in einem Fall handelte es sich um ein Körperverletzungsdelikt zum Nachteil eines Burschenschaftsangehörigen“, so Polizei-Sprecher Joachim Lüther. Lüther betont, dass die Polizei die aus dem linken Spektrum bestehenden Gefährdungen der Burschenschaften ernst nehme: „Alle einschlägigen Delikte zum Nachteil von Burschenschaften werden durch spezialisierte Kräfte des polizeilichen Staatsschutzes bearbeitet.“

Die CDA-Studie wurde in überregionalen Medien wie der Süddeutschen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung besprochen. Das Göttinger Basisdemokratische Bündnis kritisiert den Umgang der Medien mit dem Thema als „unerträglich“. „Es wird der Eindruck vermittelt, dass studentische Verbindungen einer Hexenjagd seitens aktiver Antifaschistinnen und Antifaschisten ausgesetzt wären.“ Das Gegenteil sei der Fall.



HNA, 15.2.2011

Akademikerverbände: Burschenschafter werden zunehmend Opfer von Übergriffen
Linksextreme Gewalt in Göttingen: Blinde Wut gegen Rechts


Göttingen. Angriffe mit Pfefferspray, Brandanschläge und Schmierereien – Studentenverbindungen werden zunehmend Opfer von linksextremer Gewalt. Zu diesem Schluss kommt der Convent deutscher Akademikerverbände (CDA), eine Interessenvertretung der Korporationen.

Der CDA hat für 2010 über 100 Straftaten gegen Studentenverbindungen gezählt, darunter auch viele Vorfälle in Göttingen. Burschenschaften bestätigen dies: Die Angst, dass etwas Schlimmeres passiere, sei allgegenwärtig. Erst Ende Januar versuchten Unbekannte, das Auto auf dem Gelände einer Verbindung anzuzünden.

Im Stadtbild sind die Burschenschaften wenig präsent. Kein Wunder: Das Couleurband, ein Erkennungszeichen der Verbindungen, könne man nicht offen tragen. „Sonst wird man schon mal angespuckt“, sagt Sven Ursinus von der Burschenschaft Brunsviga.

Mitglieder gelten als rechts

Manchmal fallen die Übergriffe drastischer aus: Mehrfach habe es Attacken mit Pfefferspray gegeben. Auch bei der Hannovera, einem weiteren beliebten Ziel unter Linken, berichtet man von Vorfällen wie angezündeten Mülltonnen und Steinwürfen.

„Wir haben gelernt, damit zu leben“, sagt Hauswart Armin Bahr. Die Angst, dass etwas Schlimmeres passiere, sei trotzdem da.

Die Verbindungen sehen sich mittlerweile als Opfer einer gezielten Kampagne „bestimmter Gruppierungen des linksextremen Spektrums“. Dabei gingen die Linken völlig undifferenziert vor: Wer in einer Burschenschaft ist, gelte automatisch als rechts.

Das bestätigt auch die Polizei, von einer „gezielten Kampagne“ will Kripo-Chef Dirk Pejril aber nicht sprechen. Etwa einen Fall pro Monat registrieren die Beamten im Schnitt. Die Aufklärung gestalte sich schwierig.

Der CDA fordert die Sicherheitsbehörden auf, sich mit mehr Nachdruck um den Schutz der Verbindungen zu kümmern. Ermittler nähmen Anzeigen nur widerwillig auf, es fehle die Entschlossenheit.

Dieser allgemeinen Schelte schließen sich Göttinger Verbindungen nicht an: „Wir fühlen uns nicht von der Polizei im Stich gelassen“, sagt Ursinus. Bahr äußert sich enttäuscht, dass die Straftaten von Parteien des linken bis mittleren Spektrums in Göttingen offenbar hingenommen würden. Auch die Justiz kritisiert er. Verfahren würden zu oft zu schnell eingestellt.
Täter bleiben unerkannt

Der Göttinger Oberstaatsanwalt Hans Hugo Heimgärtner widerspricht: Wenn man einen Täter ermitteln könne, führe man auch die Verfahren weiter. Oft lasse sich aber gar nicht ermitteln, wer für die Übergriffe verantwortlich sei.

Die Burschenschaften sind übrigens selten in der Täterrolle zu finden: In den vergangenen vier Jahren hat die Polizei nur eine Straftat zum „Nachteil der linken Szene“ registriert. Es handelte sich um leichte Sachbeschädigung – das Urinieren an eine Hauswand.

Die Jugend Antifa Göttingen (JAG) hatte über einen Angriff von rechten Verbindungsstudenten auf jugendliche Antifaschisten am Rande des Cheltenhamparkes am 21. Juli 2010 berichtet. Der Angriff erfolgte nach einer verbalen Auseinandersetzung aus dem Gebäude der Burschenschaft Brunsviga im Schildweg 40 in Göttingen. Dem rechten Angriff folgte ein zweiter Übergriff: Die herbei gerufene Polizei sperrte den gesamten Cheltenhampark ab und machte Jagd auf alternative Jugendliche.
Bottom Line